Photovoltaik-Mythen, die sich hartnäckig halten
Prima: Eine vom Ökostromanbieter LichtBlick 2020 beauftragte repräsentative Umfrage hat ergeben: 46 Prozent der Befragten sehen Solar-Anlagen auf Dächern als die Zukunft der Energieerzeugung in Deutschland. Zustimmung fänden Solaranlagen zur Energieerzeugung sowohl auf Neubauten im Gewerbesektor (82%) als auch im Wohnungsbau (80%). Das Solar-Potenzial ist also riesig. Umso mehr erstaunt es, dass immer noch zahlreiche Irrtümer kursieren. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, mit den wichtigsten 15 dieser Vorurteile aufzuräumen.
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Irrtum 1: Photovoltaik lohnt sich nicht!
Falsch! Eine Photovoltaik-Anlage erzeugt elektrischen Strom aus Sonnenstrahlung. Für die Lieferung dieser regenerativen Solarenergie flattert von der Sonne keine Energie-Rechnung ins Haus des Anlagenbetreibers. Und mehr noch: Photovoltaik senkt die Stromkosten. Jede Kilowattstunde Strom, die mit einer PV-Anlage erzeugt und im Haushalt selbst verbraucht (sogenannter Eigenverbrauch) wird, spart eine kWh Netzstrom, der ansonsten aus der Steckdose bezogen und mit durchschnittlich 36,19 Cent bezahlt werden müsste (Stand: Januar 2022. Quelle: BDEW). Das wirkt sich positiv auf die Rendite aus.
Auf der anderen Seite sinken die Stromgestehungskosten kontinuierlich, also die die gesamten Kosten für die Erzeugung von 1 kWh Solarstrom. Derzeit liegen die Gestehungskosten von selbsterzeugtem Solarstrom mit einer durchschnittlichen Privat-Anlage etwas unter 11 Cent/kWh; für 2024 wird das Unterschreiten der 10-Cent-Marke erwartet. Peanuts im Vergleich zum Versorgerstrompreis!
Photovoltaik lohnt sich auch für die Umwelt! Anders echter Ökostrom wird Netzstrom aus fossilen oder atomaren Energiequellen äußerst ineffizient und emissionsreich produziert. Außerdem verursacht der Transport vom Kraftwerk ins Haus große Energieverluste. Dass diese Stromquellen alles andere als erneuerbar sind, müssen wir sicher nicht extra erwähnen …
Alle Argumente für eine gewinnversprechende Photovoltaikanlage haben wir in unserem Beitrag Lohnt sich Photovoltaik zusammengetragen.
Irrtum 2: Photovoltaik zahlt sich erst nach einer Ewigkeit aus!
Falsch! Eine durchschnittliche Photovoltaik-Anlage, die Sie komplett aus Eigenmitteln finanzieren, hat eine Amortisationszeit von 10 bis 14 Jahren. Eine über Darlehen finanzierte Anlage braucht etwa 12 bis 16 Jahre, bis die Solarerträge die Investitionskosten und Betriebskosten decken. Bedenkt man die Lebensdauer von oft weit über 25 Jahren, bleibt eine lange Zeit des Genießens.
Weitere Details zur Amortisation einer Photovoltaik-Anlage liefert unser Ratgeber „Wirtschaftlichkeit und Amortisation einer PV-Anlage berechnen“.
Irrtum 3: Photovoltaikmodule haben doch keine Power!
Falsch! Der Solarenergie-Experte Prof. Dr. Volker Quaschning lehrt an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Berlin rund um das Thema regenerative Energiesysteme. Er zeigt im folgenden Video, dass eine Menge Power in einem durchschnittlichen Solarmodul steckt:
Irrtum 4: Photovoltaik hat eine schlechte Energiebilanz!
Falsch! Laut Bericht des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) von 16. Dezember 2021 beträgt die Energierücklaufzeit für monokristalline Siliziummodule 2,1 Jahre, für polykristalline sogar nur 1,6 Jahre. Bei einer Lebensdauer von 20 Jahren würde eine neue Solaranlage also etwa das Zehnfache der Energie, die zu ihrer Herstellung nötig war, erzeugen. Fortschreitende Technik führt aber zu einem noch besseren Ergebnis: Eine 25- bis 30-jährige Lebensdauer, so das ISE, würde Erntefaktoren von 11 bis 18 ergeben.
Für die Bestimmung der Energiebilanz müssen jedoch noch weitere Faktoren hinzugezählt werden: die Produktion von Montagesystem, Kabel etc. sowie die Installation des Systems – nicht zu vergessen das Recycling am Ende der Lebenszeit. Bei einem Polysilizium-Modul kommen damit insgesamt rund 600 kWh zusammen. Setzt man dies in Relation zu einer durchschnittlichen Solarstromerzeugung von jährlich 250 kWh und einer Betriebszeit von 25 Jahren, errechnet sich eine Energiebilanz von ca. 10,4 Jahren. Ein immer noch sehr gutes Ergebnis!
Irrtum 5: Photovoltaikanlagen sind furchtbar teuer!
Falsch! Die Preise für Solarmodule und Energiespeicher fallen immer weiter. Die Gründe für diese erfreuliche Preisentwicklung sind vielschichtig. 2022 ist je nach Anlagengröße mit einem kWp-Preis von 1.300-1.500 Euro inklusive Montage und Elektroinstallation zu rechnen. So kostet beispielsweise eine 5,5-kWp-Anlage netto nur noch ca. 7.700 Euro. 2012 lag der Preis dafür noch über 3.000 Euro höher.
Natürlich umfasst eine Photovoltaikanlage neben den Solarmodulen noch weitere Komponenten. Wie sich diese prozentual auf die Anschaffungskosten verteilen, ist in unserem Beitrag zu den Kosten nachzulesen.
Irrtum 6: Photovoltaikanlagen haben eine Lebenszeit von nur 20 Jahren!
Falsch! Dieser Irrtum beruht wohl auf der üblicherweise gewährten Garantie der Modulhersteller. Auch die auf 20 Jahre garantierte Einspeisevergütung könnte dafür verantwortlich sein. Richtig ist: Belastungstests haben gezeigt, dass moderne Photovoltaik-Anlagen eine Betriebszeit von 30 bis 40 Jahren erwarten lassen. Rechnen Sie mal mit: Legt man die oben genannten Amortisationszeiten zugrunde, liegen Sie mit einer Anlage, die 35 Jahre läuft, mindestens 20 Jahre in der Gewinnzone!
Irrtum 7: Photovoltaikanlagen verlieren schnell an Leistung!
Falsch! Laut der bereits genannten Studie das Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) altern waferbasierte PV-Module so langsam, „dass es eine Herausforderung für die Wissenschaftler darstellt, Leistungsverluste überhaupt nachzuweisen“. Realistisch sei eine durchschnittliche jährliche Degradation der Nennleistung von ca. 0,15 %. Die Garantien der Hersteller für einen maximalen Leistungsverlust belaufen sich üblicherweise auf 10–15 % über 25–30 Jahre Betrieb.
Von einem schnellen Leistungsabfall kann also keine Rede sein! Ausführlich wird dieses Thema im Beitrag Leistung einer Photovoltaik-Anlage besprochen.
Irrtum 8: Photovoltaikanlagen zu installieren dauert richtig lange!
Falsch! Laut einer Umfrage im Auftrag des Unternehmens LG Electronics glaubt mehr als die Hälfte der Hausbewohner, man brauche für die Installation einer Photovoltaik-Anlage fünf oder sechs Tage. Weit gefehlt! Eine Anlage ist heute in ein bis zwei Tagen fix und fertig installiert.
Irrtum 9: Photovoltaik lohnt sich nur mit Solarstromspeicher – und die sind viel zu teuer!
Falsch! Wenn sie auch seit Jahren stetig sinken, sind die Anschaffungskosten für einen Solarstromspeicher tatsächlich immer noch recht hoch. Wer die Investition scheut, kann die Photovoltaik-Anlage auch ohne Speicher lohnenswert(er) machen: mit einer gezielten Steuerung des Eigenverbrauchs. Ziel ist es, ein Maximum des Stromverbrauchs mit selbst erzeugtem Solarstrom zu decken. Das gelingt beispielsweise, wenn Stromfresser wie Waschmaschine und Trockner in der Hauptproduktionszeit von Solarenergie, also zur Mittagszeit, laufen. Eventuell kann ja auch das Elektrofahrzeug wie E-Fahrrad oder E-Auto tagsüber aufgetankt werden.
Natürlich erhöht eine Solarbatterie den Eigenverbrauchsanteil signifikant. In welchen Fällen sich die teuren Stromspeicher rechnen, zeigt unser Beitrag Energiespeicher Kosten – Nutzen auf.
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Irrtum 10: Für Photovoltaik scheint die Sonne zu selten!
Falsch! Die Anlage produziert auch Strom, wenn die Sonne nicht scheint. Richtig ist, dass hierzulande die Diffusstrahlung vorherrscht und dass der Ertrag bei Sonnenschein höher ausfällt. Dennoch reicht die solare Strahlung für eine rentable Stromproduktion aus. Ein Beleg: Mit einer Photovoltaik-Anlage von rund acht Quadratmetern Modulfläche lässt sich in Deutschland der Strom erzeugen, den 1-Personen-Haushalt im Schnitt verbraucht. Unser Ratgeber-Beitrag Photovoltaik: Ertrag in Sommer und Winter klärt genauer zu den in Deutschland möglichen PV-Erträgen auf.
Irrtum 11: Für Photovoltaik eignen sich nur Süddächer!
Falsch! Eine Solarstromanlage empfängt in Deutschland auf einem gen Süden gerichteten Dach zwar die meisten Sonnenstrahlen pro Tag und Jahr. Doch auch Anlagen auf nach Osten oder Westen ausgerichteten Dächern erzeugen genügend Strom, um die Anlagen lohnend zu betreiben. Die Stromausbeute ist gar nicht so viel geringer und lässt sich beispielsweise gut mit extra Solarmodulen ausgleichen. Welche Tricks bei der Planung sonst noch angewendet werden können, verrät unser Beitrag Photovoltaik Ertragsoptimierung planen.
Irrtum 12: Für Photovoltaik brauche ich ein eigenes Solardach!
Falsch! Ein eigenes Dach ist für den Betrieb einer PV-Anlage nicht erforderlich. Sie können auch zum PV-Anlagen-Besitzer werden, wenn Sie eine Anlage auf einem fremden Dach installieren. Anlaufpunkt sind Internetbörsen, wie beispielsweise die Berliner Solardachbörse. Hier finden sich Investoren und Dachbesitzer, denen das Geld für eine Anlage fehlt. Die Dachbesitzer verpachten ihre Dachfläche gegen einen Anteil des Jahresertrags zwischen üblicherweise 4 bis 6 Prozent. Die Investoren pachten das Dach und kaufen, installieren und betreiben die Anlage.
Allerdings verliert das Konzept „Solardach mieten“ für Dachvermieter wegen der sinkenden Einspeisevergütung zunehmend an Reiz. Immer noch lohnenswerter ist dagegen das Geschäftsmodell „Solaranlage mieten“: Man spart sich die Investition in die Anlage und genießt dennoch eine niedrigere Stromrechnung dank der teilweisen Deckung des Eigenbedarfs mit Solarstrom. Sie sehen, Sie müssen nicht mal eine Solaranlage kaufen, um von ihr zu profitieren!
Irrtum 13: Photovoltaikerträge werden durch Steuerabgaben aufgefressen!
Falsch! Seit das EEG 2023 in Kraft getreten ist, können noch mehr Betreiber einer Photovoltaik-Anlage aufatmen. Bereits 2021 hatte das Bundesfinanzministerium entschieden, den Betrieb von Kleinanlagen als steuerlich unbeachtliche Liebhaberei ohne Gewinnerzielungsabsicht einzustufen. Nun wurde außerdem die Grenze von 10 auf 30 kWp heraufgesetzt. Das bedeutet: Sind die Voraussetzungen erfüllt, entfallen die aufwendigen Prognoseberechnungen und Gewinnermittlungen und die Einnahmen unterliegen nicht der Einkommensteuer.
Alle Einzelheiten zum Thema Photovoltaik und Steuern kennt unser Ratgeber Photovoltaik: Einkommensteuer.
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Irrtum 14: Photovoltaik und Mieterstrom ist keine gute Kombination!
Falsch! Erklärtes Ziel der Mieterstromförderung ist es, nicht nur Eigenheimbesitzer, sondern auch Bewohner von Mietwohnungen an der Energiewende zu beteiligen. Von diesem Konzept profitieren Vermieter und Mieter gleichermaßen: Der Vermieter erhält den Erlös aus dem Verkauf des Stroms plus den sogenannten Mieterstromzuschlag. Der Mieter bezieht auf 90 Prozent des Grundversorgungstarifs gedeckelten Solarstrom, und zwar ohne jeglichen Bürokratieaufwand. Blickt man zudem in Richtung Energiewende, sieht man in der Umwelt noch einen dritten Profiteur. Das Mieterstrommodell ist doch eine wirklich gelungene Kombination!
Irrtum 15: Photovoltaik-Minianlagen sind für Mieter nicht erlaubt!
Falsch! Grundsätzlich darf jeder Bürger, jede Bürgerin eine PV-Anlage betreiben. Nur wenn die Anlage die Optik eines Hauses beeinflusst, müssen Nutzer einer Mietwohnung die Erlaubnis des Vermieters einholen. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn die Mini-Solaranlage außen an die Balkonbrüstung gehängt wird. Steht das Stecker-Solargerät auf dem Balkon, hat der Vermieter es zu genehmigen. Nachfragen lohnt sich aber immer: Viele Eigentümer stehen den Erneuerbaren positiv gegenüber und haben gar nichts gegen eine steckerfertige PV-Anlage einzuwenden.
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