So steigern Sie den Eigenverbrauch Ihrer Solaranlage
Trotz technischer Verbesserungen der letzten Jahre landen oft nicht mehr als 30 Prozent des umweltfreundlichen Stroms im Haushalt des Erzeugers. Dabei lässt sich der Eigenverbrauch mit gezielten Maßnahmen auf über das Doppelte steigern. Wir geben Tipps, wie Sie mehr aus Ihrer Photovoltaikanlage herausholen können.
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Tipp 1: Bedarf nicht unterschätzen – Dachfläche ausnutzen
Es sei wesentlich wirtschaftlicher, die Größe der Anlage nicht allein nach der Höhe des Eigenbedarfs zu dimensionieren, lässt eine von der Verbraucherzentrale NRW in Auftrag gegebene Studie wissen. Dies geht einher mit der Empfehlung der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin, die Dachfläche größtmöglich auszunutzen.
Die Vorteile liegen auf der Hand:
- Je größer eine PV-Anlage ist, desto günstiger ist jedes Kilowatt Leistung.
- Je größer die PV-Anlage ausgelegt wird, desto geringer sind die Installationskosten pro Kilowatt.
- Je größer die PV-Anlage dimensioniert wird, desto größer ist die Chance der Sonneneinstrahlung. Dies gilt vor allem im Winterhalbjahr.
Weitere Informationen zu den genannten Vorteilen finden Sie in unserem Beitrag zur Dimensionierung einer Solaranlage.
Tipp 2: Sonnenstand beobachten – Dachausrichtung optimieren
In der Regel werden die Solarmodule nach Süden ausgerichtet, da so der Energieertrag maximal ist. In manchen Fällen kann es jedoch sinnvoll sein, von der optimalen Südausrichtung abzuweichen, um einen höheren Eigenverbrauch zu erzielen.
Drehen Sie Ihre PV-Anlage beispielsweise 30 Grad nach Westen, wird sie zwar in den Mittagsstunden weniger Strom erzeugen, dafür in den Abendstunden umso mehr. Perfekt für all diejenigen, die tagsüber abwesend sind und die Spitzenlasten abends verzeichnen. Gleiches gilt natürlich für die Frühaufsteher, die ihre PV-Anlage alternativ nach Osten ausrichten sollten. Obwohl in beiden Fällen je nach Dachneigung bis zu 15 Prozent des jährlichen Ertrags verlorengehen, kommt dabei eine Erhöhung des Eigenverbrauchs zustande.
Tipp 3: Netzstrombezug reduzieren – Stromspeicher ergänzen
Auch das Hauptargument für die Anschaffung eines Solarstrom-Speichers steht im engen Zusammenhang mit dem Zeitpunkt des Energieverbrauchs. Da Stromgewinnung und Stromverbrauch erfahrungsgemäß nur zu etwa 40 Prozent übereinstimmen, wird der Rest normalerweise ins öffentliche Netz eingespeist. Es sei denn, er kann einige Stunden lang gespeichert werden.
Die bereits genannte HTW fährt in ihren Stromspeicher-Inspektionen erfreuliche Zahlen auf: Mit einer PV-Anlage plus Solarstromspeicher reduzieren Eigenheime mit einem jährlichen Strombedarf von 4.900 kWh den Strombezug aus dem Netz um rund 3.400 kWh. Dies entspricht einem Autarkiegrad von 70 Prozent. Energiesparsame Haushalte können sogar bis zu 80 Prozent erreichen.
Oder anders herum ausgedrückt: Bei optimalem Energiemangement kann der Strombezug vom Energiekonzern auf 30 Prozent reduziert werden.
Tipp 4: Stromverbrauch steuern – HEMS integrieren
Smart Home Systeme, die die Steuerung von Haushaltsgeräten übernehmen, lassen sich in Kombination mit Ihrer PV-Anlage nutzen. Nicht nur werden die Waschmaschine und der Geschirrspüler genau dann eingeschaltet, wenn die Solaranlage den meisten Strom produziert. Auch Erzeugungs- und Verbrauchsvorhersagen lassen sich aus der Analyse des Nutzerverhaltens und des produzierten Stroms gewinnen. Ein eventueller Stromspeicher kann problemlos integriert werden.
Der Name für dieses intelligente Energiemanagementsystem lautet Home Energy Management System – kurz HEMS. Sein Vorteil: Von der PV-Anlage überschüssig erzeugter Strom wird abhängig von der Situation optimal verwertet. Theoretisch würde sich der Eigenverbrauch damit auf 100 Prozent steigern lassen. Die realen Gegebenheiten lassen dies jedoch nicht zu. Realistisch ist immerhin eine Eigenverbrauchsquote von bis zu 70 Prozent.
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Tipp 5: Flexibilität genießen – Strom-Cloud nutzen
Der Name Stromcloud, oft auch Solarcloud, lässt sofort an eine Datencloud denken. Die Funktionsweise ist jedoch leicht unterschiedlich, denn in der Stromcloud wird nicht der eigene Strom zum Abruf gespeichert. Die Anbieter speisen ihn ins öffentliche Netz ein und beziehen ihn für die Weitergabe an Sie auch von dort. Es handelt sich also mehr um ein virtuelles Gutschrift-System: Erzeugen Sie im Sommer viel Strom wird dieser einem Konto gutgeschrieben, brauchen Sie im Winter mehr Energie, fließt das Guthaben an Sie zurück. Ihren Kontostand können Sie jederzeit elektronisch abrufen.
Wie teuer dieser Service ist, hängt von den Konditionen des Anbieters ab. In den meisten Fällen wird für die Nutzung der Strom-Cloud eine monatliche Grundgebühr fällig. Andere stellen das Angebot nur bei gleichzeitigem Kauf einer Solaranlage zur Verfügung. Das Schöne: Sie können entscheiden, ob die Cloud Ihren stationären Stromspeicher ergänzt oder ganz einfach ersetzt. Die Kosten sind nicht ohne, die Eigenverbrauchsquote aber auch nicht: Legt man den Begriff nicht allzu streng aus, beträgt sie naturgemäß 100 Prozent.
Tipp 6: Heizen und Kühlen – mit PV-Strom die Wärmepumpe antreiben
Die Energie zum Heizen und Kühlen holen Wärmepumpen aus der Erde, der Außenluft oder dem Grundwasser. Alle drei Wärmepumpentypen haben ihre Vor- und Nachteile. Am gängigsten sind Luft-Wärmepumpen (konkreter Luft-Wasser-Wärmepumpen), da sie einfach nur aufgestellt und unkompliziert angeschlossen werden – und damit die günstigsten Modelle sind.
Was alle drei Wärmepumpentypen gemeinsam haben: Um den Prozess des Verdampfens und Verdichtens in Gang zu bringen (und zu halten), benötigen sie Antriebsenergie, wie Gas oder Strom. Glücklicherweise spielt Gas eine immer geringere Rolle – ebenso wie aus fossilen Brennstoffen oder Kernenergie gewonnener Strom. Besteht die Betriebsenergie für die Wärmepumpe aus selbst erzeugtem Solarstrom, ist der Transportweg besonders kurz und die Wärmepumpe belohnt uns mit einem hohen Wirkungsgrad.
Bei der Warmwasserbereitung kommen Luftwärmepumpen allerdings oft an ihre Grenzen. Anders als zum Heizen, wo etwa 35 Grad ausreichen, werden zum Duschen etwa 55 Grad benötigt. Erd- und Grundwasser-Wärmepumpen können das schaffen, dagegen müssen Luftwärmepumpen mit einem Heizstab ausgestattet werden. Ideal, wenn Sie diesen mit Solarstrom versorgen. Sie möchten mehr zu den drei gängigen Arten, mit Solarstrom zu heizen, wissen? Tatsächlich sprechen 5 gute Gründe für das Heizen mit Photovoltaik.
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Fazit
Zur Erhöhung des Eigenverbrauchs bieten sich Stromspeicher, Energiemanagementsysteme und Strom-Clouds an. Alternativ kann der Solarstrom verwendet werden, um eine Wärmepumpe zu betreiben. Immer eine gute Idee ist, die Dachfläche voll auszunutzen. Die folgende Tabelle listet die Vor- und Nachteile der einzelnen Methoden auf.
Maßnahmen | Vorteile | Nachteile |
Dachfläche | Wirtschaftlicherer Betrieb | Zusätzliche Anschaffungskosten |
Modulausrichtung | Ausrichtung der Stromproduktion am Nutzerverhalten | Abhängigkeit von Wetterverhältnissen, nicht auf jedem Dach möglich |
Stromspeicher | Hoher Wirkungsgrad, Energie flexibel verfügbar | Erhebliche Zusatzkosten |
HEMS | Optimale Stromverwertung, Koppelung mit Stromspeicher möglich | Zusatzkosten, Anschluss an ältere Systeme evtl. problematisch |
Strom-Cloud | Komfort, Übertrag vom Sommer in den Winter, keine Verluste | Zusatzkosten, oft Anbieterbindung beim Kauf der PV-Anlage |
Wärmepumpe | In Kombination mit Solarstrom umweltfreundlich | Bei Luftwärmepumpen zusätzlicher Heizstab nötig |
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