Photovoltaikanlagen für die Steckdose: praktisch und beliebt
Was früher gerne als Guerilla-Anlage bezeichnet wurde, ist seit Jahren ganz und gar legal: Plug-in-Photovoltaikmodul, steckerfertige PV-Anlage, Stecker-Solargerät und Balkon-Modul sind nur einige der neuen Namen für die besonders einfach zu installierenden Kleinstanlagen. Mit den preiswerten Minis ist es möglich, bis zu 300 Kilowattstunden Strom pro Jahr autark zu erzeugen. Erfahren Sie in den folgenden Abschnitten, was eine Mini-Solaranlage ausmacht und was beim Kauf zu beachten ist.

Die Technik hinter einer Mini-Solaranlage
Die kleinen Photovoltaikanlagen werden als Plug-in-, also Stecker-Systeme geliefert. Genauso wie große Solaranlagen bestehen sie aus monokristallinen oder polykristallinen Solarmodulen, die je nach Beschaffenheit der Oberfläche einen Wirkungsgrad von 15 bis 20 Prozent erreichen.

Wird das Kleinstkraftwerk nicht für die Einspeisung genutzt, erfordert der Betrieb folgende Komponenten:
- Ein bis vier Solarmodule
- Gleich- und wechselspannungsseitige Verkabelung
- Wechselrichter
- Spezielle Steckvorrichtung
- Optional: Stromspeicher (und Laderegler)
Ist eine Einspeisung ins öffentliche Stromnetz vorgesehen, kommt noch hinzu:
- Zähler mit Rücklaufsperre oder Zweirichtungszähler

Was die Komponenten betrifft, unterscheidet sich eine Mini-Solaranlage also nur in einem Punkt von einer netzgekoppelten Photovoltaikanlage: die „Steckvorrichtung“. Dahinter verbirgt sich ein Stecker mit Wechselspannung, den man einfach in eine Steckdose steckt – und schon fließt der Strom aus dem PV-Modul in den hauseigenen Endstromkreis, das sogenannte Hausstromnetz. Der erforderliche (Mikro-)Wechselrichter ist zumeist in das Plug-in-Modul integriert. Wenn nicht, liegt dem Paket ein passendes Modell bei.
Ein „Aber“ gibt es allerdings auch: Herkömmliche Balkonkraftwerke sind mit einem Schuko-Stecker ausgestattet. Entgegen den Herstellerangaben ist der Anschluss an eine haushaltsübliche Schutzkontaktsteckdose jedoch nicht zulässig. Laut VDE muss eine spezielle Energiesteckdose genutzt werden (z.B. nach VDE V 0628-1).
Die Begründung: Bei einem Schuko-Stecker besteht die Gefahr eines elektrischen Schlags. Sobald eine Mini-Solaranlage dem Licht ausgesetzt ist, produziert sie Strom – und solange der Stecker nicht eingesteckt ist, stehen die berührbaren Steckerstifte unter Spannung. Modelle wie der Wieland RST® (Rundstecker) CLASSIC-Steckverbinder, bekannt als Wieland-Stecker, weisen den geforderten Berührungsschutz auf. Die normale Steckdose muss dann nur noch durch die passende Energiesteckdose ersetzt werden.
Für die Installation sollte unbedingt eine Elektrofachkraft hinzugezogen werden. Sie prüft auch, ob die Leitung für die Einspeisung ausreichend dimensioniert ist und tauscht ggfs. die vorhandene Sicherung gegen eine kleinere Sicherung aus, um den Stromkreis vor Überlastung und vor Brand zu schützen.
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Montage und Betrieb des Balkonkraftwerks
Angebracht werden kann eine Mini-Solaranlage an vielen Orten – wie auf dem Dach, an der Fassade oder dem Balkon, auf der Garage oder im Garten.

Die Montage ist in der Regel einfach und kann auch von Laien übernommen werden. Die Befestigung erfolgt mittels Aufständerungsdreiecken aus Stahl oder Aluminium, die neben einer sicheren Halterung auch die richtige Neigung gewährleisten. Auf einen stabilen Sitz der Schrauben ist besonders zu achten, damit die Anlage auch starken Windböen standhält.
Wie bereits erwähnt, müssen Photovoltaikanlagen grundsätzlich von einem Elektro-Fachbetrieb angeschlossen werden. Beträgt die Leistung maximal 600 Watt und sind Energiesteckdose und geeigneter Zähler bereits vorhanden, dürfen die Betreiber ihre Anlage mittlerweile auch selber anschließen. Für die Meldepflicht beim Netzbetreiber und im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur spielt die Größe der Solaranlage jedoch keine Rolle.
Ertrag und Kosten: Was eine Mini-Photovoltaikanlage wirklich bringt

Die Preisspanne für Steckermodul-Geräte bis 300 Wp reicht von ca. 300 bis 750 Euro. Wie hoch der Ertrag damit liegt, richtet sich nach den Standortfaktoren geographische Lage und Azimut. Wer seine Mini-Solaranlage auf einen Südbalkon stellt, nutzt die Energie der Sonne optimal. Auch Dächer und Terrassen mit Ost- und Westausrichtung ermöglichen gute Erträge.
Eine Beispielrechnung
Eine Mini-Solaranlage mit einer Leistung von 270 Wp erzeugt im Mittel 250 kWh pro Jahr. Bei einem durchschnittlichen Strompreis des Netzbetreibers von 32 Cent/kWh (Stand: Juli 2021) spart der Besitzer also jedes Jahr 80 Euro an Stromkosten. Bei einem Anschaffungspreis von 400 Euro hat sich die Mini-Photovoltaikanlage nach fünf Jahren amortisiert. Steigt der Strompreis, sinkt die Amortisationsdauer. Kommen Versand- und Installationskosten von 240 Euro zum Kaufpreis dazu, rentiert sich die Anlage erst nach acht Jahren.
In der Regel sind die kleinen Kraftwerke wartungsarm. Für den Fall eines Defekts sollten Reparaturen jedoch nur vom Fachpersonal durchgeführt werden. Viele Hersteller bieten eine mehrjährige Garantie, die gewöhnliche Schäden abdeckt.
Fazit

Mini-Solaranlagen sind eine günstige Möglichkeit, die Energie der Sonne im Privatbereich auf kleinen Flächen zu nutzen und einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Im Normalfall wird der erzeugte Strom im Hausstromnetz verbraucht, da eine Einspeisung ins Stromnetz unwirtschaftlich ist.
Die Anmeldepflicht beim Netzbetreiber und im Marktstammdatenregister besteht in beiden Fällen. Je nach Strompreis und Sonneneinstrahlung rechnen sich steckerfertige PV-Anlagen nach fünf bis zehn Jahren.

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