Photovoltaik für zu Hause, das bedeutete bis vor wenigen Jahren zwangsläufig viel Planung und eine große Investition. Mittlerweile gibt es das Ganze auch für kleinere Geldbeutel und ohne viel Schnickschnack. Balkonkraftwerke sind auf dem besten Weg zu einem Massenphänomen: Solarpaneele befestigen, Stecker rein, (fast) fertig.
Die alternative Bezeichnung Stecker-Solargerät suggeriert schon, dass alles schnell und einfach gehen soll. Sie macht auch deutlich, dass die Anlage nicht zwingend auf dem Balkon installiert sein muss, sondern beispielsweise auch im Garten aufgestellt werden kann, wenn die Sonneneinstrahlung dort eher gewährleistet ist. Die entscheidende Frage aber dürfte für die meisten Menschen lauten: Lohnt sich das für mich? Die kurze Antwort lautet: Bei geeignetem Standort ja. Für die detailliertere Antwort lesen Sie bitte weiter.
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Faktor Anschaffungs- und Anschlusskosten
Die Anschaffungskosten für Balkonkraftwerke liegen in der Regel zwischen 500 und 1000 Euro. Der Preis hängt vor allem von zwei Faktoren ab: der Ausstattung der Anlage und der Qualität der Komponenten. Was die Ausstattung anbetrifft, gibt es Modelle mit einem und mit zwei Panels. Diese sind wiederum unterschiedlich leistungsfähig: In der Regel leisten die einzelnen Module zwischen 300 oder 450 Watt. Sie liefern damit in der Praxis und bei gutem Standort zwischen 200 und 350 Kilowattstunden Strom pro Jahr. Wichtig ist, dass der Wechselrichter die Leistungsgrenze von 800 Watt nicht überschreitet – was bei der Anschaffung ohnehin normal ist. Die installierte Leistung darf deutlich höher liegen, neuerdings bei 2.000 Watt.
Die Qualität der Komponenten ist für Nicht-Experten ohne weiteres kaum zu beurteilen. Selbst günstige Discounter-Angebote können gut sein, da die Zulieferer häufig namhafte Hersteller sind. Im Juni 2023 warnte die Bundesnetzagentur allerdings auch, dass zahlreiche Produkte auf dem Markt seien, die „unzulässig oder auch potenziell gefährlich“ sind. Sie rät, sich vorher über den Anbieter zu informieren, beispielsweise bei den Verbraucherzentralen oder der Stiftung Warentest. Das Produkt muss außerdem eine deutsche Bedienungsanleitung sowie eine deutsche Händleradresse vorweisen und mit einem CE-Kennzeichen versehen sein. Andernfalls darf es in Deutschland nicht vertrieben und genutzt werden.
Zu sparsam sollte man also nicht sein, zumal politisch einiges getan wird, um die weitere Verbreitung von Balkonkraftwerken zu fördern. So strich der Bund zum Jahresbeginn 2023 die Mehrwertsteuer von 19 Prozent auf solche Geräte. Im April 2024 folgten die Erhöhung der Leistungsbegrenzung und die Vereinfachung der Anmeldung. Darüber hinaus haben viele Städte und Gemeinden Förderprogramme aufgelegt, die die Anschaffung meist mit Beträgen im niedrigen dreistelligen Euro-Bereich bezuschussen. Nachfragen lohnt sich!
Zu beachten ist, dass der Stromzähler eine Rücklaufsperre besitzen muss. Auf den Geräten wird eine solche meist mit einem gesperrten Zahnrad symbolisiert. Ist noch kein moderner digitaler Stromzähler im Haus beziehungsweise im Keller verbaut, kann der Netzbetreiber dies nachholen. Er darf dafür keine Kosten verlangen – und meist liegt es ohnehin in seinem eigenen Interesse, denn bis 2032 sollen sogenannte Smart Meter flächendeckend in Deutschland zum Einsatz kommen.
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Schließlich muss noch auf eine Formalität geachtet werden, die allerdings keine Kosten verursacht: Zwar müssen die Anlagen nicht mehr beim Netzbetreiber gemeldet werden, doch ist der Eintrag ins Marktstammdatenregister (MaStR) der Bundesnetzagentur unbedingt notwendig. Doch keine Sorge, die Registrierung geht ganz einfach online und es werden nur wenige Daten abgefragt.
Faktor Standort
Solarenergie ist Grundvoraussetzung, um mit den Geräten eigenen Strom produzieren zu können. Ein sehr guter Standort ist daher ein Südbalkon oder eine andere nach Süden ausgerichtete Fläche, auf die kein Schatten fällt. Die höchste Ausbeute ist möglich, wenn die Module senkrecht in einem Neigungswinkel von 30 bis 35 Grad angebracht werden.
Allerdings hat nicht jeder eine freie Südfläche zur Verfügung. Außerdem ist die Südausrichtung so ausgelegt, dass sie die Sonnenstrahlung am besten ausnutzt. Das bedeutet aber auch, dass die Anlage tagsüber besonders viel Strom produziert. In vielen Haushalten ist dann aber niemand zu Hause, die Energie wird eher morgens und abends gebraucht.
Eine oftmals sinnvolle Alternative ist dann, ein Modul nach Westen und eines nach Osten auszurichten. Damit sind zwar weniger Spitzen zu erreichen, aber dafür wird die etwas weniger intensive Sonnenstrahlung genau dann besonders gut ausgenutzt, wenn der Strom auch gebraucht wird. Balkonkraftwerke weisen nämlich einen großen Unterschied zu ausgewachsenen Photovoltaikanlagen auf: Ein Stromspeicher lohnt sich für sie fast nie.
Der erzeugte Strom sollte immer umgehend genutzt werden. Das entspricht auch der Grundidee der Geräte: Sie werden üblicherweise direkt an eine Steckdose angeschlossen und Strom fließt von dort zu anderen Steckdosen im Haushalt. Verbraucher, die sich dafür eignen, sind zum Beispiel Geräte im Standby-Modus, Router, Waschmaschinen oder Trockner. Wird mehr Strom gebraucht, fließt er automatisch aus dem öffentlichen Stromnetz hinzu.
Faktor Ertrag
Der Begriff „Kraftwerk“ erscheint zwar etwas übertrieben. Dennoch kann mit Stecker-Solargeräten ein erheblicher Teil der Grundlast eines Haushalts – also des Stromverbrauchs, der grundsätzlich immer und rund um die Uhr gebraucht wird – abgedeckt werden. Geht man von einer kleinen Anlage mit einem Modul mit einer Nennleistung von 300 Watt aus, kann man mit etwa 220 Kilowattstunden erzeugtem Strom pro Jahr rechnen. Das sind 220 Kilowattstunden, die nicht von einem Energieversorger gekauft werden müssen.
Nimmt man einen Strompreis von 40 Cent pro Kilowattstunde an, entspricht das einer Ersparnis von 88 Euro pro Jahr. Man sieht: Die Rechnung enthält einige Variablen. Kauft man sich eine größere beziehungsweise teurere Anlage, sind die Kosten, aber auch der Ertrag höher. Steigt der Strompreis, ist die eigene Ersparnis durch den selbst erzeugten Strom größer. Setzen Sie einfach in die folgende Beispielrechnung Ihre Werte ein, um eine Idee davon zu gewinnen, ob eine Anlage für Sie lohnenswert wäre.
Beispielrechnung:
Anschaffungskosten Anlage mit zwei Modulen à 300 Watt | 600 Euro |
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Stromertrag pro Jahr in Kilowattstunden bei recht gutem Standort | 400 kWh |
Durchschnittlicher Strompreis | 40 Cent/kWh |
Jährliche Ersparnis an Stromkosten | 400 kWh x 40 Cent = 160 Euro |
In dieser Beispielrechnung hätte sich die Anlage nach weniger als vier Jahren amortisiert.
Fazit
Ein Balkonkraftwerk lohnt fast immer, sofern eine geeignete, nicht verschattete Fläche zur Verfügung steht. Der eigene Planungshorizont ist weniger wichtig als bei großen Photovoltaik-Anlagen: Bei einem Umzug können die Steckergeräte einfach ausgestöpselt und mitsamt den Modulen zum neuen Wohnort mitgenommen werden. Die Geräte sind zwar keine Konkurrenz zu ihren großen Pendants: Ist eine entsprechende Dachfläche vorhanden, sollte immer zuerst über eine solche Anschaffung nachgedacht werden. Der Stromertrag ist wesentlich höher, ein Batteriespeicher trägt zur weiteren Optimierung bei und es kann sich dann auch lohnen, Strom ins öffentliche Stromnetz einzuspeisen und dafür eine Einspeisevergütung zu erhalten.
Wer sich aber keine Photovoltaik-Anlage anschaffen kann oder will, hat mit den Stecker-Solargeräten eine sehr gute Alternative. Sie bieten einen einfachen und finanziell attraktiven Einstieg in die umweltfreundliche Stromerzeugung im beziehungsweise am Haus.
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