Mit Photovoltaik heizen: sinnvoll oder sinnlos?
2023 wurden 66,8 Prozent der Endenergie privater Haushalte für das Aufwärmen der Räume verbraucht. Als Energieträger spielte Erdgas dabei die größte Rolle, gefolgt von Mineralöl, Erneuerbaren und Fernwärme. Strom landete mit 1,8 Prozent nur knapp über den Kohlen. (Quelle: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen e.V.: Anwendungsbilanzen. Energieendverbrauch Private Haushalte) Bedenkt man die Brandbreite der Energieträger für die Stromproduktion, lässt sich leicht ausrechnen, wie unbedeutend das Heizen mit Photovoltaik ist. Oder noch ist? Aktuelle Tendenzen könnten hier für ein Umdenken sorgen. Wir haben uns die drei gängigen Heiztechniken angesehen und wagen eine Einschätzung.

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Fünf gute Gründe für das Heizen mit Photovoltaik
Selbst produzierten Solarstrom zum Erzeugen von Raumwärme einsetzen: Ist das eine Möglichkeit, Heizenergie und Heizkosten zu sparen? Klar dafür sprechen die folgenden 5 Gründe:

- Reduzierung von Triebhausgasen: Die Nutzung erneuerbarer Energien verdrängt fossile Energien und vermeidet damit klimaschädliche Treibhausgase. Den größten Anteil daran können der Strom- und der Wärmesektor verbuchen. (Quelle: Umweltbundesamt) Wer Strom und Wärme aus regenerativer Energie erzeugt, leistet also einen besonders wertvollen Beitrag zur Energiewende.
- Preisrückgang bei Photovoltaikanlagen: Die Anschaffungskosten für Solarmodule und Wechselrichter sinken seit Jahren. Das macht die Investition auch ohne Förderung lohnend. Experten sind daher zuversichtlich: Ist der derzeitige Preisanstieg auf Grund von extremer Nachfrage und gleichzeitigem Materialmangel erst einmal überwunden, wird sich der positive Trend bei der Preisentwicklung fortsetzen.
- Preisanstieg bei Netzstrom: Haushaltsüblicher Strom, der beim Netzanbieter bezogen wird, erreicht jetzt schon schwindelnde Höhen. Und das Ende der Fahnenstange scheint noch lange nicht erreicht. Je mehr selbst erzeugter Solarstrom genutzt werden kann, desto größer ist die Ersparnis.
- Effizienzsteigerung bei elektrischen Heizungen: Moderne E-Heizungen weisen einen sehr hohen Wirkungsgrad auf. Das heißt, ein hoher Prozentsatz der mit der Photovoltaik-Anlage erzeugten Solarstrommenge wird in Wärme umgewandelt.
- Steigende Popularität der Alternativen zur E-Heizung: Heizen mit Stromunterstützung wird immer populärer. Dies beginnt bei der von der Bundesregierung favorisierten Wärmepumpe und reicht bis zum einfachen Heizstab, der das Wasser im Pufferspeicher auf Temperatur hält.
Drei gängige Arten, mit Solarstrom zu heizen
Das Ziel, mit Photovoltaik-Strom zu heizen, kann auf dreierlei Weise erreicht werden:
1. Elektroheizung
Die bekannten Nachspeicherheizungen sind mittlerweile ausgereift und verbrauchen deutlich weniger Strom als noch vor wenigen Jahren. Ihre Methode, die Raumluft durch Abgabe warmer Luft zu erwärmen, ist jedoch bis heute weder energetisch noch wirtschaftlich sinnvoll. Wenn eine Elektroheizung wie zum Beispiel im Ferienhaus installiert werden soll, leisten Infrarotheizungen bessere Dienste. Sie erwärmen nicht die Luft, sondern den Körper. Ein gutes Beispiel ist der IR-Heizspiegel im Bad, der gleich zwei Nutzen hat: Er wärmt angenehm und beschlägt nicht.

Sowohl Direktheizungen wie Heizlüfter und Infrarotstrahler als auch Speicherheizungen wie Nachtspeicher- und Fußbodenheizungen werden direkt mit (solarem) Strom betrieben. Sie kursieren daher unter dem Oberbegriff „direktelektrische (Photovoltaik-)Heizungen“.
Im Ratgeber „Photovoltaik und Elektroheizung“ gehen wir näher auf diese Art des Heizens ein.
2. Wärmepumpe
Wärmepumpen sind derzeit DAS Thema, wenn es sich um strombetriebene Heizungsanlagen dreht. Die Systeme machen sich die Umgebungswärme, sei es der Luft, der Erde oder des Grundwassers, zum Heizen zunutze und haben einen hervorragenden Wirkungsgrad. Mit Ökostrom angetriebene Wärmepumpen punkten zudem mit einer besonders positiven CO2-Bilanz.

Wir stellen die einzelnen Wärmepumpentypen vor, erläutern die Funktionsweise und informieren über die Kosten und Fördermöglichkeiten von Wärmepumpen mit Solarstromantrieb.

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3. Heizstab
Elektrische Heizstäbe stellen die einfachste Möglichkeit dar, Heizwasser im Pufferspeicher vorzuheizen. Ihr größter Vorteil: Neben der Reduzierung der Heizkosten ermöglichen sie das komplette Abschalten der Heizungsanlage außerhalb der Heizsaison. Im Winter übernehmen die Heizpatronen die Aufgabe einer Notheizung. Fällt das Heizungssystem aus, steht dennoch warmes Heizwasser zur Verfügung.

Wie Sie den Heizstab zum Erwärmen von Wasser einsetzen, weiß unser Ratgeber „Photovoltaik und Heizen mit Heizstab“.
Heizen mit Photovoltaik hat auch seine Schattenseiten
Zum einen ist der Energiehunger groß, zum anderen der Energiespender häufig abwesend:
Wärmeerzeugung mit Strom erfordert große Energiemengen
Für die Dimensionierung stellt sich natürlich die Frage: Wie groß muss die PV-Anlage zum Heizen sein?
Kurze Antwort: So groß wie möglich. Denn große Energiemengen brauchen nun mal große Photovoltaik-Anlagen.

Lange Antwort: Verabschieden Sie sich von der Vorstellung, den gesamten Heizwärmebedarf mit Strom aus der PV-Anlage decken zu können. Es sei denn, Ihr Haus ist ein Passivhaus oder zumindest Effizienzhaus 40. Das heißt, es benötigt keine klassische, wassergeführte Gebäudeheizung bzw. nur 40 Prozent der Primärenergie eines Standardhauses. Dann kann eine Wärmepumpe zum gewünschten Ergebnis führen.
In allen anderen Fällen gilt:
- Eine Elektroheizung ausschließlich direkt mit PV-Strom zu speisen, ist im Grunde unmöglich. Um einen Dauerbetrieb zu gewährleisten, müsste die Solaranlage 5- bis 10-mal so groß wie für die reine Stromversorgung sein. Mal abgesehen von der riesigen Montagefläche, wäre dies absolut unrentabel.
Mit einer Wärmepumpe oder einem Heizstab im Pufferspeicher bietet sich schon ein besseres Bild:
- Bei Wärmepumpen geht man pauschal von ca. 7.500 bis 10.000 kWh jährlichem Stromverbrauch aus (Erd- bzw. Luftwärmepumpen, Grundwasser-Wärmepumpen dazwischen). Sind die klimatischen Bedingungen optimal, könnte ein Zubau von 8 bis 10 kWp ausreichen. Ist eine bestehende Anlage bereits reichlich dimensioniert, reduziert sich dieser Wert entsprechend. Je nach Verbrauchsgewohnheit und -anspruch könnten jedoch auch deutlich mehr Solarmodule notwendig sein.
- Ein herkömmlicher Heizstab hat eine Leistung von 5 kW. Ausgehend von einer 2.000-stündigen Heizdauer und einer Heizleistung von 6 kW ergäbe sich ein Stromverbrauch von 600 kWh pro Jahr: Wird dann noch bedacht, dass Heizstäbe in der Regel nur im Notbetrieb arbeiten, rechnet sich die Investition durchaus.
Stromerzeugung und Stromverbrauch finden meist zeitversetzt statt

Eine zweite Hürde fürs Heizen mit Photovoltaik ist die zeitliche Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage, also zwischen Solarstromerzeugung und Heizwärmebedarf. Und zwar in zweierlei Hinsicht:

- Eine Photovoltaik-Anlage erzeugt während der Heizsaison weniger Solarstrom als während der sonnenintensiveren Sommermonate. Das Ertragsverhältnis von Sommerhalbjahr zu Winterhalbjahr beträgt je nach Region zwischen etwa zwei Drittel zu ein Drittel und drei Viertel zu ein Viertel. Es steht im Winter, wo die Raumwärme benötigt wird, also kaum mehr als ein Drittel so viel Solarstrom zur Verfügung wie im Sommer. Und genau das ist ungünstig, wenn der Solarstrom zum Heizen eingesetzt werden soll.
- Über eine kürzere Zeitspanne betrachtet, ergibt sich ein ähnliches Bild: Solarstrom kommt tagsüber vom Dach – wenn es hell ist und im besten Fall die Sonne scheint. Zu dieser Zeit sind jedoch die meisten Bewohner außer Haus und gehen ihren Beschäftigungen nach. Heizwärme ist seitens der Verbraucher vor allem morgens und abends gefragt, wenn es im Winter immer noch oder schon wieder dunkel ist. Also wenn die Solaranlage Pause macht.

Stromspeicher als clevere Lösung?
Grundsätzlich gilt: Vormittags bis nachmittags kann der Eigenstrom gut direkt verbraucht werden. Anders ist es abends bis frühmorgens. Ein Stromspeicher ermöglicht es, den tagsüber produzierten Solarstrom bis dahin vorrätig zu halten. Ist keine Solarbatterie vorhanden, muss die zusätzliche Energie aus dem öffentlichen Stromnetz bezogen werden.

Damit ist der Stromspeicher die gängige Komponente, um das Ziel „Steigerung des Eigenverbrauchs“ zu erreichen. Generell geht man von einer Erhöhung des Eigenverbrauchsanteils um 30 bis 40 Prozent aus: von ca. 30 Prozent ohne Stromspeicher auf 60 bis 70 Prozent mit Speicherbatterie.

Wer mehr zum Thema Stromspeicherung wissen möchte, sei auf unsere Ratgeberreihe „Energiespeicher Photovoltaikanlage“ verwiesen.
Die Vorratshaltung von überschüssigem Strom ist durchaus sinnvoll, um die üblichen Stromverbraucher wie Kühlschrank, Waschmaschine und elektronische Geräte im Haushalt zu versorgen. Soll auch mit Strom geheizt werden, ist die Einschätzung eher ernüchternd: Ein Dauerheizbetrieb mit Elektrogeräten würde einen sehr großen Stromspeicher erfordern – eine ziemlich teure Lösung. Daher eignet sie sich allenfalls, um kurzfristig kleine Zusatzheizgeräte zu speisen. Für den Dauerheizbetrieb rechnen sich Pufferspeicher eher.
TIPP
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Wird die Wärmeenergie mithilfe einer Wärmepumpe gewonnen, sieht das dagegen anders aus. Die für den Betrieb benötigte elektrische Energie kann in einem normal dimensionierten Stromspeicher vorgehalten werden. Die Wärmeenergie selbst nimmt ein Pufferspeicher auf. Besonders energieeffizient funktioniert das mit einem Schichtladespeicher, der das Wasser in verschiedenen Temperaturzonen bereithält.
Wer mit Solarenergie heizen möchte, ohne eine Wärmepumpe zu installieren, ist mit einer Solarthermie-Anlage besser bedient als mit einer Photovoltaik-Anlage. Diese speichert die Sonnenwärme direkt und ohne Umweg über die Stromerzeugung in einem Pufferspeicher. Eine wirklich clevere Lösung.

Zum Thema Solarthermie hält Ihr Solaranlage-Ratgeber ebenfalls ausführliche Informationen bereit. Dazu gehört neben der Erläuterung der Funktionsweise auch die der unterschiedlichen Speichertypen.

Fazit
Das Heizen mit Photovoltaik ist grundsätzlich machbar. Ob es sich rechnet, hängt allerdings von sehr vielen Faktoren ab. Ein eindeutiges „Ja“ oder „Nein“ kann daher als Antwort auf die Frage nach der Wirtschaftlichkeit nicht gegeben werden.
Ein ganz anderes Bild zeichnen Menschen, die den Nachhaltigkeits- und Umweltgedanken ins Licht rücken. Engagierte, die nicht nur die Finanzen im Blick haben, sind die Säulen der Energiewende. Sie betrachten das Heizen mit Fotovoltaik als eine äußerst sinnvolle Idee. Weg von den fossilen Brennstoffen, hin zu den Erneuerbaren, dies ist ein Beitrag, den jeder leisten kann – auch beim Heizen. Vom ökologischen Standpunkt aus lohnt sich mit Photovoltaik heizen auf jeden Fall!


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