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Entscheidungshilfe für die optimale Nutzung von Solarstrom
Wer Solarstrom mit einer Photovoltaikanlage erzeugt, hat zwei Optionen: den Ertrag ins Netz einspeisen und damit an den Netzbetreiber verkaufen oder ihn ganz einfach selbst verbrauchen. Beide Strategien bergen Vor- und Nachteile. Der folgende Text untersucht die Parameter und hilft bei der Entscheidung für die individuell richtige Lösung.

Einspeisevergütung sinkt von Jahr zu Jahr
Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) regelt seit 2000 die Vergütung für Solarstrom, der ins öffentliche Netz einspeist wird. Wieviel die Betreiber daran verdienen, hängt vom Jahr der Inbetriebnahme ihrer Anlage ab. Die jährlich neu festgelegte Einspeisevergütung wird über 20 Jahre garantiert. In Abhängigkeit vom Zuwachs der Gesamtkapazität der Photovoltaikanlagen in Deutschland sieht das Gesetz eine kontinuierliche Absenkung der Mindestvergütung vor. Da Solaranlagen derzeit eine Hochkonjunktur erleben, ist auch für die Zukunft mit einer Abnahme der Einspeisevergütung zu rechnen.
Folgende Tabelle zeigt die Entwicklung der Mindestvergütung pro Kilowattstunde in den Jahren 2010 bis 2022 (bei Inbetriebnahme am 1. Januar des jeweiligen Jahres) am Beispiel einer Photovoltaikanlage mit 10 kWp.
Jahr | 2010 | 2012 | 2014 | 2016 | 2018 | 2020 | 2021 | 2022 |
Vergütung [ct/kWh] | 39,14 | 24,43 | 13,68 | 12,75 | 12,20 | 9,87 | 8,16 | 6,83 |

Stromgestehungskosten von PV-Anlagen weiter rückläufig
Die Stromgestehungskosten stellen einen zweiten Posten für die Entscheidung dar. Diese beinhalten alle anfallenden Kosten bei der Anschaffung der Anlage und des laufenden Betriebs. Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) hat in seiner aktuellen Studie ermittelt, dass PV-Anlagen je nach Anlagentyp und Sonneneinstrahlung Stromgestehungskosten zwischen 3,12 und 11,01 Cent/kWh verursachen (Stand: Juni 2021). 2018 lag noch eine Spanne von 3,71-11,54 Cent/kWh vor. Für kleine Dachanlagen interessant: Prognosen zufolge wird die 10-Cent-Schwelle im Jahr 2024 unterschritten; für 2040 sind dann nur noch Gestehungskosten zwischen 3,58 und 6,77 Cent/kWh zu erwarten.

Anstieg der Strompreise ungebremst
Vor 20 Jahren kostete die Kilowattstunde Strom noch 14,3 Cent, 2021 liegt der Durchschnittspreis bereits bei 31,9 Cent. Und das nicht nur durch den Anstieg der Steuern, Abgaben und Umlagen von 40 auf 51 Prozent. Die Regierung hat uns bereits schonend beigebracht, dass damit das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht ist. Zwar wird im kommenden Jahr auch die EEG-Umlage gesenkt (von derzeit 6,5 auf dann 3,723 Cent/kWh), summa summarum werden jedoch höhere Kosten auf die Haushalte zukommen.

Wohlwollend von „nur“ 33 Cent (und 11 Cent Stromgestehungskosten) ausgehend, sparen Betreiber einer PV-Kleinanlage also etwa 22 Cent pro Kilowattstunde Strom. Dies gilt jedoch nur für die selbst verbrauchte, nicht für die eingespeiste Solarenergie.
Umsatzsteuer fällt immer an, Einkommenssteuer nicht

Wer Strom an einen Netzbetreiber verkauft, ist als Unternehmer tätig und dementsprechend einkommens- und umsatzsteuerpflichtig. Aber nicht nur auf den verkauften, sondern auch auf den selbstverbrauchten Strom wird eine Steuer fällig: die Umsatzsteuer. Errechnet wird sie, als ob der Anlagenbetreiber dem Netzbetreiber Strom verkaufen und ihn von ihm wieder zurückkaufen würde. Vom fiktiven Verkaufserlös rechnet das Finanzamt 19 Prozent Mehrwertsteuer. Verfügt die PV-Anlage über keinen zweiten Zähler, der den Eigenverbrauch misst, wird dieser geschätzt. Anders ist es bei der Einkommenssteuer, wo nur der Gewinn zählt. Dieser liegt vor, wenn die Einspeisevergütung über den Betriebskosten (u.a. die Stromgestehungskosten) liegt. Zu Steuerfragen informiert der Ratgeber Photovoltaik und Steuern ausführlich.

Kosten für Stromspeicher sinken

Die größte Variable im Photovoltaik-Roulette ist die Sonneneinstrahlung. Sie hängt ab von der örtlichen Globalstrahlung, der Ausrichtung und Neigung des Daches sowie den Maßnahmen gegen die Verschattung. Klar ist: Am ertragreichsten sind die Frühlings- und Sommermonate und die Mittagsstunden. Stromverbrauchsspitzen dagegen entstehen gerade bei Dunkelheit, insbesondere an langen Winterabenden. In einer Solarbatterie kann die von der PV-Anlage produzierte Energie für eine spätere Verwendung gespeichert werden. Doch natürlich sind damit auch Kosten verbunden. Und die sind nicht unerheblich.

Die gute Nachricht: Dank steigender Nachfrage sinken die Preise für Energiespeicher stetig. Unsere Ratgeber zu Solarbatterien informieren u.a. über die verschiedenen Technologien und beschäftigen sich auch mit der Kosten-Nutzen-Frage.
Ein Beispiel: Für einen Haushalt mit einem Stromverbrauch zwischen 4.000 und 5.000 Kilowattstunden pro Jahr, was dem durchschnittlichen Profil einer vierköpfigen Familie entspricht, ist ein Speicher mit einer Kapazität (Nennenergie) von 5 kWh geeignet. Solche Modelle sind bereits ab 2.000 Euro zu haben.
TIPP
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Die Vorteile beider Betriebsarten von PV-Anlagen
Was jeweils für die Netzeinspeisung und den Eigenverbrauch spricht, ist in der folgenden Tabelle gegenübergestellt.
Betriebsart | Vorteile |
---|---|
Eigenverbrauch |
|
Einspeisung |
|

And the winner is … ganz klar der Eigenverbrauch
Zusammengefasst kann gesagt werden: Der Eigenverbrauch lohnt sich umso mehr, je größer die Differenz zwischen den Bezugskosten für Strom und den Stromgestehungskosten der Photovoltaikanlage ausfällt. Da sich beide Faktoren derzeit zugunsten des Eigenverbrauchs entwickeln, lohnt sich eine PV-Anlage so sehr wie seit etlichen Jahren nicht mehr.

Nichts spricht dagegen, die Anlage zweigleisig zu fahren, also Netzeinspeisung und Eigenverbrauch zu kombinieren. Gut beraten ist allerdings, wer seinen Eigenverbrauch relativ erhöht, kurzum optimiert. Tipps zur Erhöhung des Eigenverbrauchs gibt der gleichnamige Ratgeber.

