Entscheidungshilfe für die optimale Nutzung von Solarstrom
Wer Solarstrom mit einer Photovoltaikanlage erzeugt, hat zwei Optionen: den Ertrag ins Netz einspeisen und damit an den Netzbetreiber verkaufen oder ihn ganz einfach selbst verbrauchen. Beide Strategien bergen Vor- und Nachteile. Der folgende Text untersucht die Parameter und wertet die positiven Aspekte von Netzeinspeisung und Eigenverbrauch aus. Damit erhalten Sie zugleich eine Entscheidungshilfe für die optimale Nutzung Ihres Solarstroms.
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Einspeisevergütung sinkt tendenziell
Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) regelt seit 2000 die Vergütung für Solarstrom, der ins öffentliche Netz einspeist wird. Wieviel die Betreiber daran verdienen, hängt vom Jahr der Inbetriebnahme ihrer Anlage ab. Die jährlich neu festgelegte Einspeisevergütung wird über 20 Jahre garantiert. In Abhängigkeit vom Zuwachs der Gesamtkapazität der Photovoltaikanlagen in Deutschland sieht das Gesetz generell eine kontinuierliche Absenkung der Mindestvergütung vor.
Folgende Tabelle zeigt die Entwicklung der Mindestvergütung pro Kilowattstunde für die Jahre 2010 bis 2025 (bei Inbetriebnahme am 1. Januar des jeweiligen Jahres) am Beispiel einer Photovoltaikanlage mit 10 kWp und Teileinspeisung.
Jahr | 2010 | 2014 | 2018 | 2022 | 2025 |
Vergütung [ct/kWh] | 39,14 | 13,68 | 12,20 | 6,83 | 8,03 |
Die rot-grün-gelbe Bundesregierung hatte die Einspeisevergütung für Betreiber von Neuanlagen zum 30. Juli 2022 von 6,23 Cent/kWh auf 8,2 Cent/kWh bzw. 13,0 Cent/kWh angehoben (Teileinspeisung bzw. Volleinspeisung für Anlagen bis 10 kWp). Seit Ende Januar 2024 jedoch sinkt dieses verhältnismäßig hohe Niveau wieder, und zwar halbjährlich um 1 Prozent. Immerhin ist die Absenkung deutlich geringer als zuvor, als sie noch monatlich 0,4 Prozent betrug.
Anstieg der Strompreise leicht gebremst
Im Jahr 2000 kostete die Kilowattstunde Strom noch ca. 14 Cent. Dann folgte ein stetiger Anstieg. Die bisherige Spitze verzeichnete der BDEW im Jahr 2023: Die Energiekrise ließ den durchschnittlichen Strompreis für Haushalte auf fast 46 Cent/kWh schnellen – und das trotz Abschaffung der EEG-Umlage. Die Abschwächung 2024 läutete den durchschnittlichen Strompreis für Haushalte bei 40 bis 42 Cent/kWh ein. So auch die Prognosen für die kommenden Jahre. (Quellen: Bundesverband für Energie- und Wasserwirtschaft BDEW; Interessenvereinigung der bayerischen Wirtschaft vbw)
Der Strompreis für Durchschnittshaushalte beträgt in der Grundversorgung 45,6 Ct./kWh. Dies ist der Mittelwert für ganz Deutschland. Die realen Preise schwanken zwischen 34,88 Cent (Bremen) und 52,61 Cent (Thüringen) pro kWh. (Quelle: stromauskunft.de, Stand: 2. Januar 2025)
Stromgestehungskosten von PV-Anlagen stagnieren derzeit
Die Stromgestehungskosten beinhalten alle anfallen Kosten bei der Anschaffung der Anlage und des laufenden Betriebs. Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) gab in seiner im August 2024 veröffentlichten Studie an, dass PV-Anlagen je nach Anlagentyp und Sonneneinstrahlung Stromgestehungskosten zwischen 4,1 und 14,4 Cent/kWh verursachen. 2021 hatte noch eine Spanne von 3,12–11,01 Cent/kWh vorgelegen. Der Grund für den Anstieg: Insbesondere bei kleinen Anlagen seien die spezifischen Anlagenkosten größtenteils gestiegen. Nach unseren Berechnungen ist dieses Ergebnis nicht auf die gestiegenen Anschaffungskosten, sondern vielmehr auf die Preiserhöhung bei der Montage zurückzuführen.
Das entsprechende Diagramm in der ISE-Studie zeigt drei Preisspannen bei Stromgestehungskosten für Dachanlagen:
- PV Dach klein (<30 kWh): ca. 6,5–14,4 Cent/kWh
- PV Dach klein mit Batterie 1 kWp:1 kWh: ca. 9–22,5 Cent/kWh
- PV Dach groß (>30 kW): ca. 5,8–12 Cent/kWh.
PV-Batteriesysteme werden seit 2021 ebenfalls im Vergleich aufgeführt, da sie einen wachsenden Markt im deutschen Stromsystem ausmachen. Und die Prognosen stimmen hoffnungsfroh: Sinken die Preise für Batteriespeicher auf die angenommenen 180–700 Euro/kWh können die Stromgestehungskosten für kleine PV-Batteriesysteme bis zum Jahr 2045 auf unter 19 Cent/kWh fallen.
Noch wie vor geht die Schere weit auseinander: Mal ausgegangen von 42 Cent Stromkosten und 12 Cent Stromgestehungskosten, sparen Betreiber einer PV-Kleinanlage rund 30 Cent pro Kilowattstunde Strom. Dies gilt natürlich nur für die selbst verbrauchte, nicht für die eingespeiste Solarenergie.
Wirkleistungsbegrenzung weggefallen
Neuanlagenbetreiber können sich freuen. Für PV-Anlagen bis 25 kWp muss seit 1. Januar 2023 weder eine Fernsteuerungseinheit zum möglichen Abschalten durch den Netzbetreiber verbaut noch die Leistung auf höchstens 70 Prozent abgeregelt werden. Die generelle Abschaffung der 70-Prozent-Regelung für Neuanlagen war als Anreiz gedacht, die PV-Anlage lieber etwas größer zu wählen. In Verbindung mit der angehobenen Vergütung für die Volleinspeisung eine durchaus eine attraktive Option.
Für Bestandsanlagen war das Aussetzen der Einspeisebegrenzung zunächst etwas unsicher, wurde dann jedoch folgendermaßen geregelt: Bei vor dem 14. September 2022 installierten Anlagen bis 7 kWp kann die 70-%-Drosselung manuell im Wechselrichter, bei Anlagen mit höherer Leistung nach der Installation eines Smart Meters ausgeschaltet werden.
ABER: So arg schlimm wirkt sich die 70-%-Regelung gar nicht aus: Sie greift ohnehin nur unter besten Bedingungen – selbst im Sommer um die Mittagszeit können 100 % der unter Laborbedingungen festgelegten Anlagenleistung (Kilowattpeak kWp) niemals erreicht werden.
Kosten für Stromspeicher sinken
Die größte Variable im Photovoltaik-Roulette ist die Sonneneinstrahlung. Sie hängt ab von der örtlichen Globalstrahlung, der Ausrichtung und Neigung des Daches sowie den Maßnahmen gegen die Verschattung. Klar ist: Am ertragreichsten sind die Frühlings- und Sommermonate und die Mittagsstunden. Stromverbrauchsspitzen dagegen entstehen gerade bei Dunkelheit, insbesondere an langen Winterabenden. In einer Solarbatterie kann die von der PV-Anlage produzierte Energie für eine spätere Verwendung gespeichert werden. Doch natürlich sind damit auch Kosten verbunden. Und die sind nicht unerheblich.
Die gute Nachricht: Dank steigender Nachfrage sinken die Preise für Energiespeicher stetig. Unsere Ratgeber zu Solarbatterien informieren u.a. über die verschiedenen Technologien und beschäftigen sich auch mit der Kosten-Nutzen-Frage.
TIPP
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Die Vorteile beider Betriebsarten von PV-Anlagen
Was jeweils für die Netzeinspeisung und den Eigenverbrauch spricht, zeigt die folgende Tabelle im Überblick.
Betriebsart | Vorteile |
---|---|
Einspeisung |
|
Eigenverbrauch |
|
Tipps zur Erhöhung des Eigenverbrauchs
So steigern Sie den Eigenverbrauch Ihrer Solaranlage Trotz technischer Verbesserungen der letzten Jahre landen oft nicht mehr als 30 Prozent des… weiterlesen
And the winner is … ganz klar der Eigenverbrauch
Zusammengefasst kann gesagt werden: Der Eigenverbrauch lohnt sich umso mehr, je größer die Differenz zwischen den Bezugskosten für Strom und den Stromgestehungskosten der Photovoltaikanlage ausfällt. Da sich dieses Verhältnis zugunsten des Eigenverbrauchs entwickelt hat, lohnt sich eine PV-Anlage trotz momentan attraktiver Einspeisevergütung auf jeden Fall.
Nichts spricht dagegen, die Anlage zweigleisig zu fahren, also Netzeinspeisung und Eigenverbrauch zu kombinieren. Gut beraten ist allerdings, wer seinen Eigenverbrauch relativ erhöht, kurzum optimiert. Tipps zur Erhöhung des Eigenverbrauchs gibt der gleichnamige Ratgeber.
Photovoltaikanlage Konzeption
Netzeinspeisung oder autarke Stromversorgung? Photovoltaikanlagen werden danach unterschieden, ob sie an das öffentliche Netz angeschlossen sind oder als sogenannte Inselanlage… weiterlesen