Ohne Dachbesteigung selbst die Solarfläche bestimmen
Baupläne sorgfältig aufheben! Was wie eine Binsenweisheit klingt, ist vielleicht bei einem Neubau selbstverständlich. Käufer und Erben eines Bestandsbaus stehen bei der Planung einer Photovoltaik- oder Solarthermie-Anlage aber oft vor einem Problem: Es sind schlichtweg keine Planungsunterlagen mehr vorhanden. Kein Grund für Kopfschmerzen. Mit der richtigen Anleitung können die Fläche und die Neigung des Hausdaches exakt berechnet werden. Wir zeigen, wie’s geht – und nennen Alternativen.
Solaranlage-Konfigurator:
Jetzt Ihre Solaranlage konfigurieren und unverbindliche Angebote erhalten!
Dachfläche berechnen
Was für die Neueindeckung oder Reinigung des Hausdachs gilt, betrifft ebenso die Solaranlage: Die Kosten für die Arbeiten und das Material werden pro Quadratmeter veranschlagt. Um im Vorfeld abzuschätzen, was auf einen zukommt, muss also die Dachfläche bekannt sein. Baupläne erweisen sich als hilfreich, sind aber nicht unbedingt nötig. Es gibt nämlich zwei einfache Methoden, die Dachfläche auch selbst berechnen. Und zwar ohne aufs Dach zu klettern.
Parameter zum Berechnen der Dachfläche
Für die Bestimmung der Dachfläche werden drei Werte benötigt: Grundfläche des Gebäudes, Dachüberstand und Dachhöhe. Liefert der Bauplan schon die Grundfläche des Daches, ist die des Hauses unerheblich. Bei einem Flachdach ist die Dachfläche bereits das gewünschte Maß, bei einem Steildach spielt auch die Dachneigung eine Rolle. Und so berechnen Sie die Fläche eines herkömmlichen Satteldachs:
Messen Sie die Höhe des Hauses bis zur Dachspitze (A) und als zweites die Höhe bis zur Dachunterkante (B). Wenn Sie B von A abziehen, erhalten Sie die Höhe des Daches (a). Nun fehlt noch die Seitenlänge von der Mitte bis zur Außenkante des Daches (b). Erinnern Sie sich noch an den Satz des Pythagoras? Mit a² + b² = c² dürfte die Berechnung jetzt nicht mehr schwierig sein. c (als Wurzel von c²) ist nämlich bereits die eine Seite der Dachfläche. Multipliziert mit der Dachlänge ergibt sich die Dachfläche (zumindest nach einer Seite). Dachfenster, Schornsteine und Aufbauten müssen natürlich vom Ergebnis abgezogen werden.
Mit einem Laser-Entfernungsmesser die Parameter ermitteln
Theoretisch geht es auch mit einem Zollstock, dann müssen Sie jedoch mit einem großen Zeitaufwand und einer geringen Genauigkeit rechnen. Wir empfehlen einen Laser-Distanzmesser mit einer Reichweite von 15 Metern und zusätzlicher Pythagoras-Funktion. Möchten Sie alles aufs Smartphone speichern, benötigt das Messgerät eine Bluetooth-Funktion. Natürlich schlägt sich jede Sonderausstattung im Preis nieder.
Die Reichweite des Entfernungsmessers sollte mindestens der Länge des Daches entsprechen. Messgeräte mit Pythagoras-Funktion nehmen Ihnen das oben beschriebene Rechnen ab. Sie errechnen nach zwei Messungen eines Dreiecks die dritte Seite automatisch.
Die Dachfläche durch Zählen der Dachpfannen errechnen
Hat das Haus eine Eindeckung mit Dachpfannen oder Dachsteinen, kann selbst Pythagoras ausgetrickst werden. Sie müssen nur wissen, wie groß ein einzelner Dachziegel ist. Durch einfaches Multiplizieren der Anzahl in Länge und Breite des Daches erhalten Sie den Quadratmeterwert der Dachfläche. Auch hier gilt es, einen Blick auf Fenster und Aufbauten zu werfen.
Google Earth zum Ausmessen der Dachfläche nutzen
Es funktioniert nicht immer, aber meistens, und ist auf jeden Fall einen Versuch wert. Google Earth kann Strecken und Flächen messen, also auch die des Hausdachs. Das geht so: Einfach Google Earth öffnen, Ihre Adresse eingeben und das Tool auf 2-D View einstellen (Street View bitte ausschalten). Nun erscheint die Immobilie in der Aufsicht. In der Werkzeugleiste links auf das Lineal-Icon klicken und den Umriss festlegen. Wieder am Ausgangspunkt angekommen („Form schließen“), erscheinen die gewünschten Angaben für den Umfang und die Fläche.
Dachneigung berechnen
Es ist kein Geheimnis, dass die Dachausrichtung den Solarertrag maßgeblich beeinflusst. Und dass eine nach Süden ausgerichtete Dachanlage zu den besten Ergebnissen führt. Neben dem sogenannten Azimut hat jedoch auch die Neigung der Solarfläche Einfluss auf den Anlagenertrag. Die Angaben finden Sie in zahlreichen Tabellen und Grafiken.
Doch nicht alle Hausbesitzer kennen die Dachneigung ihrer Immobilie. Und nicht immer sind Baupläne zur Hand, auf denen sich die Werte schnell ablesen lassen. Kein Problem, wir zeigen, wie Sie den Neigungswinkel selbst bestimmen können.
Parameter zum Berechnen der Dachneigung
Bei einem Flachdach erübrigt sich die Messung natürlich, da der Neigungswinkel 0 Grad beträgt. Bei einem Steildach werden zur Bestimmung der Dachneigung zwei Werte benötigt: Dachhöhe und Dachschräge. eigentlich nur ein Wert benötigt: die Dachschräge. Die Dachneigung in Grad ergibt sich dann durch Berechnung.
Das Ausmessen ist simpel und kann sowohl außen als auch im Inneren des Hauses durchgeführt werden. Bei der Außenmessung benötigen Sie eine Leiter, um unter die Dachkante zu gelangen. Bequemer (und sicherer) ist die Messung der Dachschräge vom Dachboden aus. Legen Sie sich für das Ausmessen Zollstock oder Entfernungsmesser, Wasserwaage, Winkelmesser und Taschenrechner zurecht.
Neigungswinkel durch Messen und Rechnen erhalten
Zunächst wird mit der Wasserwaage überprüft, ob der Untergrund wirklich eben ist, dann mit dem Zollstock oder dem Entfernungsmesser eine beliebige horizontale Strecke festgelegt (a). Sie muss nicht groß sein, 1 Meter reicht vollkommen aus. Vom Endpunkt dieser Strecke aus erfolgt die Messung der Höhe (b). Wichtig ist, dass hier ein exakter rechter Winkel eingehalten wird, jede noch so kleine Abweichung verfälscht das Ergebnis.
Die Berechnung des Neigungswinkels erfolgt in drei Schritten:
- Zunächst wenden wir noch einmal den Satz des Pythagoras an: a² + b² = c². Der Taschenrechner hilft uns, aus c² die Quadratwurzel zu erhalten.
- Als nächstes muss der Cosinuswert ermittelt werden: Die Formel lautet a:c = cos(α).
- Der Winkel wird mit folgender Formel errechnet: cos-1 (a:c) = α. Hierbei helfen Winkelfunktionstabellen oder ein Taschenrechner. Wichtig ist, dass dieser über die Funktion arccos verfügt. Ist das nicht der Fall, einfach einen sogenannten wissenschaftlichen Taschenrechner im Internet bemühen. Eingegeben wird der als cos(α) ermittelte Wert, dann in der Einstellung DEG (für Degree) die Taste arccos drücken. Das Ergebnis ist die Dachneigung in Grad.
Ein Beispiel macht’s anschaulich:
Wie bereits angeführt, reichen auch kleinere Messstrecken aus, wie z.B. a = 100 cm. Daraus ergäbe sich b = 65 cm. Der Neigungswinkel wäre derselbe wie in der Grafik.
TIPP
Nutzen Sie unseren kostenlosen Angebotsservice: Angebote von Solarfachbetrieben vergleichen und bis zu 30 Prozent sparen
Dachneigung ohne Selberrechnen herausfinden
Sie haben noch ein Geodreieck in der Schublade liegen? Prima, denn damit geht’s auch. Übertragen Sie einfach die Messwerte maßstabgerecht auf ein Blatt Papier und legen Sie das Geodreieck im rechten Winkel an. Der Neigungswinkel lässt sich an der äußeren Skala gradgenau ablesen.
Wer lieber digital unterwegs ist, bedient einen Onlinerechner. In Online-Tools werden einfach die gemessenen Werte a und b als Länge und Höhe eingegeben. Als Rechenergebnisse erhält man die Neigung in Grad (°) und die Steigung in Prozent (%). Letztere wird für die Dachneigung in der Regel nicht benötigt.
Empfehlenswert ist beispielsweise der Grad/Prozent-Rechner von Durm Internetdienstleistungen.
Per Smartphone-App den Neigungswinkel feststellen
Ganz ohne Messen geht’s mit dem Handy: Laden Sie dazu eine geeignete Neigungsmesser-App herunter und begeben Sie sich zum Dachboden. Suchen Sie eine gut zugängliche Stelle und halten Sie das Smartphone mit der aufgerufenen App an die Dachschräge. Schon wird die Neigung des Hausdachs angezeigt. Wahlweise in Grad oder Prozent. Bei einem unregelmäßig geformten Dach führen Sie einfach mehrere Messungen durch.
Fazit
Ein Bauplan spart bei der Planung der Solarfläche Zeit ein. Ist er nicht mehr vorhanden, helfen Erinnerungen an den Mathematikunterricht. Den Satz des Pythagoras sollte man allerdings schon kennen, um die Dachfläche und Dachneigung auf klassische Art errechnen zu können. Mathedummies kommen aber ebenfalls zum Ziel: Auf den Webseiten einiger PV-Anlagen-Anbieter finden sich Online-Rechner, die das Ergebnis nach Eingabe der Parameter auf Mausklick ausspucken. Besonders bequem ist eine Neigungswinkel-App. Ist sie aktiviert, genügt ein Anlegen des Smartphones an die Dachschräge.
Dachsanierung und Photovoltaik-Kauf koppeln
Ein lohnenswertes Doppel: Dachsanierung und Photovoltaik-Kauf koppeln Eine Dachsanierung ist ein größeres Projekt. Das muss gut geplant und organisiert sein,… weiterlesen