Wie sich eine Photovoltaik-Anlage nach wie vor rechnet
Für Neuanlagen ist die Situation derzeit etwas unsicher. Einerseits wurde Ende Juli 2022 die Einspeisevergütung deutlich angehoben, andererseits ist auch bei den Stromgestehungskosten ein Anstieg zu beobachten. Lagen diese für kleine Dachanlagen 2022 noch bei 6-11,5 Cent/kWh, führt das Fraunhofer ISE seit Anfang 2023 unverändert eine Spanne von 11-13 Cent/kWh auf. Grund dafür sind jedoch weniger die Preisaufschläge bei den Komponenten als vielmehr die erhöhten Installationskosten und die mit dem Zinsniveau gestiegen Finanzierungskosten. Wir zeigen auf, welche Preisentwicklung für 2024 zu erwarten ist – und worauf Anlagenbetreiber in spe das Augenmerk legen sollten.
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Lohnt sich 2024 für Kleinanlagen eine Netzeinspeisung?
Antwort: Der Unterschied zu 2023 ist minimal. Bis 31. Januar 2024 war die monatliche Degression für PV-Anlagen, die ab 30. Juli 2022 in Betrieb genommen wurden, ausgesetzt. Für neue Anlagen wird die Einspeisevergütung nun wieder kontinuierlich reduziert. Aber: Anders als noch vor eineinhalb Jahren beträgt die Degression lediglich 1 Prozent pro Halbjahr (zum Vergleich: bis 29. Juli 2022 waren es 0,4 Prozent pro Monat). Was heißt das konkret?
Die Vergütungen bleiben für Teileinspeisung und Volleinspeisung unterschiedlich. Ebenso die Vergütungen für Anlagen bis und größer als 10 kWp Für eine Anlage bis 10 kWp gelten folgende Vergütungssätze:
Anlage bis 10 kWp | Ausgangswert | Ab 1. Februar 2024 | Ab 1. August 2024 |
---|---|---|---|
Teil-/Überschusseinspeisung | 8,2 Ct/kWh | 8,11 Ct/kWh | 8,03 Ct/kWh |
Volleinspeisung | 13,0 Ct/kWh | 12,87 Ct/kWh | 12,74 Ct/kWh |
Ist die Anlage größer, wird ein Durchschnittswert errechnet. Weitere Informationen sowie einige Rechenbeispiele liefert unser Beitrag zur Einspeisevergütung.
Bedenkt man die 20 Jahre währende Preisgarantie, lohnt sich die Überschusseinspeisung immer, unter Umständen sogar die überaus bequeme Volleinspeisung. Das hat sich 2024 nicht geändert.
Lohnt es sich 2024, den Eigenverbrauch zu erhöhen?
Antwort: Auf jeden Fall. Der Selbstverbrauch mindert die Strommenge, die aus dem Netz bezogen wird, um einen Haushalt mit Energie zu versorgen. Den Eigenverbrauch zu erhöhen bringt erhebliche Einsparungen – zumal die EEG-Umlage mittlerweile weggefallen ist. Und es ist sicher: Der Strompreis ist im Höhenflug. Die Bundesregierung wird dies mit klugen Maßnahmen zwar irgendwie eingrenzen, ganz ohne Mehrbelastung wird es dennoch nicht gehen.
Wer das Betreibermodell „Eigenverbrauch“ erfolgreich realisieren möchte, kommt allerdings um einen Energiespeicher kaum herum. Zu groß wäre der Aufwand, um den Stromverbrauch zu jeder Tages- und Nachtzeit zu managen.
Lohnen sich Stromspeicher?
Antwort: Mehr denn je. Denn Stromspeicher machen das Betreibermodell „Eigenverbrauch“ erst möglich. Als Faustregel gilt: Ohne Energiespeicher können etwa 30 Prozent des selbst erzeugten Stroms auch selbst verbraucht werden, die restlichen 70 Prozent wandern ins Stromnetz. Mit Energiespeicher dreht sich das Verhältnis quasi um: Der Eigenverbrauch beträgt jetzt 70 Prozent. In Zeiten sinkender Einspeisevergütungen und steigender Stromkosten sind die sinkenden Batteriespeicher-Preise umso erfreulicher. Qualitativ hochwertige Lithiumspeicher kosten 2024 je nach Kapazität um 800–1.600 Euro pro Kilowattstunde Speicherkapazität.
Die untenstehende Tabelle zeigt, wie sich der Einsatz eines Stromspeichers auf den Eigenverbrauch – und damit auf die Rendite – auswirkt. Mit einkalkuliert werden muss allerdings, dass die Lebensdauer einer Speicherbatterie i.d.R. etwas kürzer ist als die der Solarmodule. Alle Fakten für und gegen Solarstromspeicher führt der Beitrag Energiespeicher Pro und Kontra auf. Die Preisentwicklung 2012 – 2022 – Zukunft zeigen die Tabellen im Beitrag Photovoltaik Preisentwicklung.
Zusammengefasst lässt sich sagen: Ein Solarstromspeicher lohnt sich bei
- Neukauf einer PV-Anlage
- überwiegendem Selbstverbrauch des eigens erzeugten Solarstroms
- Wunsch nach Unabhängigkeit von Energieversorger und steigenden Strompreisen
- Wertschätzung von erneuerbaren Strom
- Planung, ein Elektroauto aufzuladen
- Wahl eines qualitätsvollen Speichermodells mit hoher Lebenserwartung.
Bei PV-Anlagen, die bereits länger in Betrieb sind oder erst demnächst in Betrieb gehen, sollte erst einmal durchgerechnet werden. Eventuell ist es ratsam, einen Solarstromspeicher nicht oder erst dann zu integrieren, wenn die garantierte Vergütung wegfällt. Ist dagegen ein Ausbau der bestehenden Anlage geplant, spricht vieles für die Ergänzung eines Speichers.
So rechnet sich Photovoltaik 2024 bei Neuanlagen
Dass sich Photovoltaik auch 2024 lohnt, zeigt das folgende Rechenbeispiel. Die Kennzahlen sind: folgende: PV-Anlage ohne Stromspeicher: PV-Anlage 5,5 kWp Kapazität (Nennleistung), Energieleistung 5.000 kWh. Stromverbrauch p.a. 4.000 kWh. Einspeisung 70%. Eigenverbrauch 30%. PV-Anlage mit Stromspeicher: PV-Anlage 5,5 kWp Kapazität (Nennleistung), Energieleistung 5.000 kWh. Stromspeicher 5 kWh. Stromverbrauch p.a. 4.500 kWh. Einspeisung 30%. Eigenverbrauch 70%.
2024-2043 | Ohne Speicher | Mit Speicher | Prognose |
---|---|---|---|
Anschaffungskosten: Solarmodule monokristallin, Wechselrichter u.w. Komponenten inkl. Montage und Elektroarbeiten | 8.800 (1.600 /kWp) | 8.800 (1.600 /kWp) | Fallend |
Netzanschluss und Abnahme | 700 | 700 | Stagnierend |
Anschaffungskosten Li-Ion-Energiespeicher inkl. Installation | — | 6.000 (1.200/kWh) | Fallend |
Investitionskosten | 9.500 | 15.500 | Fallend |
Investitionskosten pro Jahr bei 20 / 30 Jahren Betrieb | -475 / -317 | -775 | Fallend |
Laufende Kosten für Betrieb, Versicherung, Reparaturen, Reinigung etc. p.a. | -250 | -300 | Leicht steigend |
Netzstrombezug bei 30% bzw. 70% Eigenverbrauch | -1.050 (42 ct x 2.500 kWh) | -210 (42 ct x 500 kWh) | Geschätztes Jahresmittel |
Kosten pro Jahr | -1.775 / -1.617 | -1.285 | Steigend |
Einspeisevergütung bei 70% bzw. 30% Einspeisung (gerundet) | +280 (8 ct x 3.500 kWh) | +120 (8 ct x 1.500 kWh) | Auf 20 Jahre garantiert |
Stromkostenersparnis durch PV-Anlage p.a. (geschätzt) | +1.680 (42 ct x 4.000 kWh) | +1.680 (42 ct x 4.000 kWh) | Wird sich einpendeln |
Einnahmen/Einsparung p.a. | +1.960 | +1.800 | Abhängig vom Strompreis |
Differenz Kosten/Nutzen bei 20 / 30 Jahren Betrieb | +3.700 / +10.290 € | +10.300 € | Abhängig von Lebensdauer der Komponenten |
Unberücksichtigt sind Ertragsschwankungen nach Sonneneinstrahlung, Finanzierungen und Förderungen, Abgaben und Steuern sowie die Inflationsrate. Alle Angaben ohne Gewähr.
Wie sich eine Darlehensfinanzierung auf die Investitionskosten auswirkt, erfahren Sie im Beitrag Wirtschaftlichkeit und Amortisation einer PV-Anlage berechnen.
Was sagt das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme zum Thema?
In der Datensammlung „Aktuelle Fakten zur Photovoltaik in Deutschland“ vom Januar 2024 stellt das Freiburger ISE erneut die Frage: „Können kleine PV-Anlagen attraktive Renditen bringen?“ Antwort: „Ja“.
Grundsätzlich könnten diese Anlagen Erträge über die EEG-Vergütung für Einspeisung in das Stromnetz und über die Verringerung des Strombezugs dank Eigenverbrauch bringen. Anlagen ohne Eigenverbrauch erhielten eine höhere Vergütung als Anlagen mit Eigenverbrauch. Gute Renditen seien aufgrund der stark gesunkenen Preise für PV-Module, der stark gestiegenen Strombezugskosten bzw. der angehobenen Vergütung für Volleinspeiser möglich.
Eigenverbrauch, so das ISE weiter, lohne umso mehr, je größer die Differenz zwischen den Bezugskosten für Strom und den Stromgestehungskosten der PV-Anlage ausfalle. Haushalte erreichten je nach Erzeugungs- und Verbrauchsprofil ein Eigenverbrauchspotenzial von 20-40%. Energiespeichertechnologien könnten dieses erheblich steigern.
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Wie bewerten Fachleute die Stromgestehungskosten 2024?
Die Stromgestehungskosten geben an, zu welchem Preis 1 kWh Strom während der angenommenen Lebensdauer einer Photovoltaikanlage von 20 Jahren erzeugt werden kann. Auch mit diesem Thema beschäftigt sich das Fraunhofer-ISE. Dessen Studie „Stromgestehungskosten Erneuerbare Energien“ vom Juni 2021 gab folgende Werte bekannt:
- PV Dach klein (Dachanlagen bis 30 kWp): ca. 5,9 bis 11 Cent/kWh
- PV Dach klein Batterie 1:1 (Dachanlagen bis 30 kWp inkl. Stromspeicher mit gleicher PV-Leistung und Batterie-Nutzkapazität): ca. 8,3 bis 19,7 Cent/kWh
Die großen Preisspannen resultieren aus der tatsächlichen Anlagengröße, der Dachausrichtung und Einstrahlung sowie der Wahl des Batterietyps. Damit seien die spezifischen Anlagekosten auf max. 1.600 Euro/kWp gefallen, allerdings lasse sich „auch ein Trend zu teilweise leicht teureren Anlagen entdecken“. Die Prognose zeichnete dennoch ein positives Bild: Ab dem Jahr 2024 lägen die Stromgestehungskosten aller PV-Anlagen ohne Batterie unter 10 Cent/kWh.
Eine gleich detailreiche, neuere Studie gibt es bisher nicht, doch für seine „Aktuellen Fakten zur Photovoltaik in Deutschland“ passt das Institut die wichtigsten Daten mehrmals im Jahr an. Mit Stand Januar 2024 sind dort Stromgestehungskosten bei kleinen Dachanlagen von 11 bis 13 Cent/kWh aufgeführt. Dass sich die 2021 veröffentlichte Prognose für 2024 nicht bewahrheitete, führen Fachleute auf die zu diesem Zeitpunkt nicht vorhersehbaren Kriegskonflikte zurück. Lieferschwierigkeiten und Steigerungen bei den Produktions- und Installationskosten, Inflation und Zinserhöhungen waren und sind die Folgen.
In absehbarer Zeit ist jedoch wieder eine Normalisierung zu erwarten. So stimmt auch eine norwegische Studie zum „Ausblick auf die Energiewende 2023“ optimistisch: Weltweit lägen die die durchschnittlichen Stromgestehungskosten (LCOE) für Photovoltaik weltweit bei 41 USD/MWh und 69 USD/MWh für Solaranlagen ohne und mit Speicher. Und: Es sei davon auszugehen, dass die Stromgestehungskosten für Solar-PV bis 2050 peu à peu auf etwa 21 USD/MWh sinken werde. Der absolute Wert (ca. 2,0 Cent/kWh) ist sicher nicht auf Deutschland übertragbar, möglicherweise aber der Rückgang um rund 50 Prozent. Allerdings in 26 Jahren! Begründet wird dies übrigens in dem zu erwartenden steilen Anstieg der PV-Installationen. (Quelle: DNV, Energy Transition Outlook 2023, veröffentlicht im Oktober 2023, Seite 64-65)
Fazit
Wie bereits im Beitrag Netzeinspeisung vs. Eigenverbrauch ausführlich erörtert: Nur der Eigenverbrauch von Solarstrom macht eine PV-Anlage lukrativ. Die Einspeisevergütung hat zwar ein höheres Niveau als noch vor Jahren, sodass gegebenenfalls sogar eine Volleinspeisung lohnenswert ist. Wirklich empfohlen werden kann diese allerdings nur für große, industriell genutzte Anlagen. Da andererseits eine 100%ige Selbstnutzung nahezu unmöglich ist, empfiehlt sich der bewährte Mix aus Eigenverbrauch und Überschusseinspeisung auch 2024.
Da die Preise für Photovoltaikanlagen und Energiespeicher auf dem Markt höchst unterschiedlich sind, sollte das Vorhaben mit einem Preisvergleich begonnen werden. Empfehlenswert hierfür sind eine Vorab-Recherche im Internet und das Einholen mehrerer Angebote. Zeitgleich kann geprüft werden, ob eine Förderung oder ein Solarkredit infrage kommt.
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