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Warum sich eine Photovoltaik-Anlage nach wie vor rechnet
Die Aussichten sind sogar besser als in den letzten Jahren. Zwar sinkt die staatliche Vergütung fürs Einspeisen von selbst erzeugtem Solarstrom ins öffentliche Netz von Monat zu Monat. Dem stehen aber auch deutlich sinkende Anschaffungskosten gegenüber. Das beste Abbild liefern die Stromgestehungskosten: Lagen sie für kleine Dachanlagen im März 2018 noch bei ca. 7,5-11,5 Cent/kWh, waren sie im Juni 2021 schon auf ca. 5,9-11 Cent/kWh gesunken. Tendenz: fallend. Wir zeigen auf, wie sich die Preisentwicklung voraussichtlich auswirkt – und worauf Anlagenbetreiber in spe das Augenmerk legen sollten.

Lohnt sich 2022 für Kleinanlagen eine Volleinspeisung?
Antwort: Nein. Die Einspeisevergütung, die einst bei bis zu 30 Cent pro kWh lag, beträgt mittlerweile für kleinere, auf Ein- und Zweifamilienhäusern übliche Photovoltaikanlagen bis 10 kW nur noch 6,83 ct/kWh (Stand Januar 2022. Juni 2022 voraussichtlich 6,34 ct/kWh). Die 20 Jahre währende Preisgarantie lässt zwar ein entspanntes Sich-Zurücklehnen zu, kalkuliert jedoch die unvorhersehbaren Ertragsschwankungen nicht mit ein. Für Kleinanlagen war die überaus bequeme Volleinspeisung in der Vergangenheit rentabel, bei derart niedrigen Vergütungen ist eine Amortisation der Anlage jedoch nicht mehr möglich. Fazit: Eine Volleinspeisung lohnt sich ausschließlich für Großanlagen.

Lohnt es sich 2022, den Eigenverbrauch zu erhöhen?
Antwort: Auf jeden Fall. Der Selbstverbrauch mindert die Strommenge, die aus dem Netz bezogen wird, um einen Haushalt mit Energie zu versorgen. Den Eigenverbrauch zu erhöhen bringt erhebliche Einsparungen – zumal seit 2021 bei einer PV-Anlage von bis zu 30 kWp dafür keine Abgabe (EEG-Umlage) mehr bezahlt werden muss. Und es ist sicher: 2022 wird der Strompreis im Höhenflug sein. Das mag den Stromerzeugern und Spekulanten gefallen, den Netzstrombeziehern aber ganz und gar nicht.

Wer das Betreibermodell „Eigenverbrauch“ erfolgreich realisieren möchte, kommt allerdings um einen Energiespeicher kaum herum. Zu groß wäre der Aufwand, um den Stromverbrauch zu jeder Tages- und Nachtzeit zu managen.
Lohnen sich Stromspeicher?
Antwort: Mehr denn je. Denn Stromspeicher machen das Betreibermodell „Eigenverbrauch“ erst möglich. Als Faustregel gilt: Ohne Energiespeicher können etwa 30 Prozent des selbst erzeugten Stroms auch selbst verbraucht werden, die restlichen 70 Prozent wandern ins Stromnetz. Mit Energiespeicher dreht sich das Verhältnis quasi um: Der Eigenverbrauch beträgt jetzt 70 Prozent. In Zeiten sinkender Einspeisevergütungen und steigender Stromkosten sind die sinkenden Batteriespeicher-Preise umso erfreulicher. Qualitativ hochwertige Lithiumspeicher kosten 2022 je nach Kapazität um 1.000–1.200 Euro pro Kilowattstunde.
Die untenstehende Tabelle zeigt, wie sich der Einsatz eines Stromspeichers auf den Eigenverbrauch – und damit auf die Rendite – auswirkt. Mit einkalkuliert werden muss allerdings, dass die Lebensdauer einer Speicherbatterie i.d.R. etwas kürzer ist als die der Solarmodule. Alle Fakten für und gegen Solarstromspeicher führt der Beitrag Energiespeicher Pro und Kontra auf. Die Preisentwicklung 2012 – 2022 – Zukunft zeigen die Tabellen im Beitrag Photovoltaik Preisentwicklung.

Zusammengefasst lässt sich sagen: Ein Solarstromspeicher lohnt sich bei
- Neukauf einer PV-Anlage
- überwiegendem Selbstverbrauch des eigens erzeugten Solarstroms
- Wunsch nach Unabhängigkeit von Energieversorger und steigenden Strompreisen
- Wertschätzung von erneuerbaren Strom
- Planung, ein Elektroauto aufzuladen
- Wahl eines qualitätsvollen Speichermodells mit hoher Lebenserwartung.
Bei PV-Anlagen, die bereits länger in Betrieb sind und noch jahrelang eine attraktive Einspeisevergütung erzielen, sollte erst einmal durchgerechnet werden. Eventuell ist es ratsam, einen Solarstromspeicher nicht oder erst dann zu integrieren, wenn die garantierte Vergütung wegfällt. Ist dagegen ein Ausbau der bestehenden Anlage geplant, spricht vieles für die Ergänzung eines Speichers.

So rechnet sich Photovoltaik 2022
Dass sich Photovoltaik auch 2022 lohnt, zeigt das folgende Rechenbeispiel. Die Kennzahlen sind folgende: PV-Anlage ohne Stromspeicher: PV-Anlage 5,5 kWp Kapazität (Nennleistung), Energieleistung 5.000 kWh. Stromverbrauch p.a. 4.000 kWh. Einspeisung 70%. Eigenverbrauch 30%. PV-Anlage mit Stromspeicher: PV-Anlage 5,5 kWp Kapazität (Nennleistung), Energieleistung 5.000 kWh. Stromspeicher 5 kWh. Stromverbrauch p.a. 4.500 kWh. Einspeisung 30%. Eigenverbrauch 70%.
2022-2041 | Ohne Speicher | Mit Speicher | Prognose |
---|---|---|---|
Anschaffungskosten: Solarmodule monokristallin, Wechselrichter u.w. Komponenten inkl. Montage und Elektroarbeiten | 7.700
(1.400 /kWp) |
7.700
(1.400 /kWp) |
Fallend |
Netzanschluss und Abnahme | 700 | 700 | Stagnierend |
Anschaffungskosten Li-Ion-Energiespeicher inkl. Installation | — | 5.500
(1.100/kWh) |
Fallend |
Investitionskosten | 8.400 | 13.900 | Fallend |
Investitionskosten pro Jahr bei 20 / 30 Jahren Betrieb | -420 / -280 | -695 | Fallend |
Laufende Kosten für Betrieb, Versicherung, Reparaturen, Reinigung etc. p.a. | -250 | -300 | Leicht steigend |
Netzstrombezug bei 30% bzw. 70% Eigenverbrauch | -950
(38 ct x 2.500 kWh) |
-190
(38 ct x 500 kWh) |
Dez. 2021=32,16ct, 2041=geschätzt 44ct, Jahresmittel=38 ct/kWh |
Kosten pro Jahr | -1.620 / -1.480 | -1.185 | Steigend |
Einspeisevergütung bei 70% bzw. 30% Einspeisung. | +239
(6,83 ct x 3.500 kWh) |
+102
(6,83 ct x 1.500 kWh) |
Auf 20 Jahre garantiert |
Stromkostenersparnis durch PV-Anlage p.a. (geschätzt) | +1.520
(38 ct x 4.000 kWh) |
+1.520
(38 ct x 4.000 kWh) |
Wird sich einpendeln |
Einnahmen/Einsparung p.a. | +1.759 | +1.622 | Abhängig vom Strompreis |
Differenz Kosten/Nutzen bei 20 / 30 Jahren Betrieb | +2.780 / +8.370 € | +8.740 € | Abhängig von Lebensdauer der Komponenten |
Unberücksichtigt sind Ertragsschwankungen nach Sonneneinstrahlung, Finanzierungen und Förderungen, Abgaben und Steuern sowie die Inflationsrate. Alle Angaben ohne Gewähr.

Wie sich eine Darlehensfinanzierung auf die Investitionskosten auswirkt, erfahren Sie im Beitrag Wirtschaftlichkeit und Amortisation einer PV-Anlage berechnen.
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Was sagt das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme zum Thema?
In der Datensammlung „Aktuelle Fakten zur Photovoltaik in Deutschland“ vom Dezember 2021 stellt das Freiburger ISE die Frage: „Können kleine PV-Anlagen attraktive Renditen bringen?“ Antwort: „Ja“.

Grundsätzlich könnten diese Anlagen Erträge über die EEG-Vergütung für Einspeisung in das Stromnetz und über die Verringerung des Strombezugs dank Eigenverbrauch bringen. Gute Renditen seien aufgrund der stark gesunkenen Preise für PV-Module möglich. Das Solar Cluster Baden-Württemberg habe für kleine Anlagen ohne Batteriespeicher und mit Eigenverbrauchsanteil um 25 % Renditen bis 5 % abgeschätzt.

Eigenverbrauch, so das ISE weiter, lohne umso mehr, je größer die Differenz zwischen den Bezugskosten für Strom und den Stromgestehungskosten der PV-Anlage ausfalle. Haushalte erreichten je nach Erzeugungs- und Verbrauchsprofil ein Eigenverbrauchspotenzial von 20-40%. Energiespeichertechnologien könnten dieses erheblich steigern.
Sind die Stromgestehungskosten 2022 attraktiv?
Antwort: Ja. Die Stromgestehungskosten geben an, zu welchem Preis 1 kWh Strom während der angenommenen Lebensdauer einer Photovoltaikanlage von 20 Jahren erzeugt werden kann. Auch hierfür hält das Fraunhofer-ISE aktuelle Zahlen bereit. Die Studie „Stromgestehungskosten Erneuerbare Energien“ vom Juni 2021 gibt folgende Werte bekannt:
- PV Dach klein (Dachanlagen bis 30 kWp): 5,9 bis 11 Cent/kWh
- PV Dach klein Batterie 1:1 (Dachanlagen bis 30 kWp inkl. Stromspeicher mit gleicher PV-Leistung und Batterie-Nutzkapazität): 8,3 bis 19,7 Cent/kWh
Die großen Preisspannen resultieren aus der tatsächlichen Anlagengröße, der Dachausrichtung und Einstrahlung sowie der Wahl des Batterietyps. Damit seien die spezifischen Anlagekosten auf max. 1.600 Euro/kWp gefallen, allerdings lasse sich „auch ein Trend zu teilweise leicht teureren Anlagen entdecken“. Die Prognose zeichnet dennoch ein positives Bild: Ab dem Jahr 2024 lägen die Stromgestehungskosten aller PV-Anlagen ohne Batterie unter 10 Cent/kWh, 2040 sogar bei maximal 6,77 Cent/kWh. Unter der Voraussetzung, die Preise für Batteriespeicher sinken auf die angenommenen 720 Euro/kWh, könnten selbst kleine PV-Batteriesysteme Stromgestehungskosten von höchstens 12 Cent/kWh erreichen.

Fazit
Wie bereits im Beitrag Netzeinspeisung vs. Eigenverbrauch ausführlich erörtert: Nur der Eigenverbrauch von Solarstrom macht eine PV-Anlage lukrativ. Die Einspeisevergütung hat mittlerweile ein dermaßen niedriges Niveau erreicht, dass eine Volleinspeisung, wenn überhaupt, nur noch für große, industriell genutzte Anlagen lohnenswert ist. Da andererseits eine 100%ige Selbstnutzung nahezu unmöglich ist, empfiehlt sich der bewährte Mix aus Eigenverbrauch und Überschusseinspeisung auch 2022.
Da die Preise für Photovoltaikanlagen und Energiespeicher höchst unterschiedlich sind, sollte das Vorhaben mit einem Preisvergleich begonnen werden. Empfehlenswert hierfür sind eine Vorab-Recherche im Internet und das Einholen mehrerer Angebote. Zeitgleich kann geprüft werden, ob eine Förderung oder ein Solarkredit infrage kommt.
