Die größten PV-Mythen im Faktencheck
Photovoltaik ist in aller Munde: Ob kleines Balkonkraftwerk oder großer gewerblicher Solarpark, grundsätzlich kommt die Technik für nahezu jeden in Frage. Bei vielen bleibt es jedoch bei Gedankenspielen. Zu verwirrend erscheinen Nicht-Experten die Fachbegriffe, zu aufwendig die Recherche. Hinzu kommen Vorurteile und Mythen, die entweder längst von der Zeit eingeholt wurden oder früher schon nicht stimmten. Wir erklären, was Fakt und was Fiktion ist.
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Deutschland ist kein geeignetes Pflaster für Solaranlagen
Kritiker argumentieren meistens damit, dass hierzulande entweder nicht genug Sonne dafür scheint oder es nicht genügend Flächen gibt. Beides stimmt nicht. Natürlich ist Deutschland keine Balearen-Insel und es liegt auch nicht in Afrika. Dennoch scheint von den 8.760 Stunden, die ein Jahr hat, rund 2.000 Stunden lang die Sonne. Das ist mehr als genug, um Solaranlagen wirtschaftlich zu betreiben, sofern der Standort nicht überwiegend verschattet ist. Auch Flächen gibt es genug, den aufgrund des technischen Fortschritts lassen sich längst nicht mehr nur Dächer oder Wiesen nutzen. Balkonkraftwerke oder Solarmodule, die sich in die Fassade integrieren lassen, sind ebenso Alternativen wie die Dächer öffentlicher Gebäude oder Freiflächen.
Im Winter bringt Photovoltaik nichts, weil kaum die Sonne scheint
Solaranlagen produzieren nicht nur Energie, wenn die Sonne von einem azurblauen Himmel scheint. Sie können mittlerweile auch sogenanntes diffuses Licht, das beispielsweise durch Wolken oder Nebel auf die Erde fällt, sehr gut verwerten. Die Ausbeute ist zwar insbesondere im Winter geringer als im Sommer, weil dann auch noch ein tiefer Sonnenstand hinzukommt. Dennoch ist eine Solaranlage durchgängig produktiv. Die Ausbeute kann zudem durch eine Anpassung des Neigungswinkels der Solarmodule gesteigert werden.
Kein Süddach, keine Solaranlage
Falsch. Eine nach Süden ausgerichtete Solaranlage ist zwar der Klassiker, weiß doch schließlich jedes Kind: Im Osten geht die Sonne auf, im Süden steigt sie hoch hinauf, im Westen wird sie untergehen, im Norden ist sie nie zu sehen. Nordflächen scheiden also tatsächlich aus, aber Osten und Westen sind gute Alternativen. Sie können sogar besser sein als Südflächen: Wer Solarmodule in beide Richtungen aufstellt, profitiert insbesondere morgens und am späten Nachmittag von der erzeugten Energie. Dann also, wenn sie meistens gebraucht wird, während die Bewohner vieler Haushalte tagsüber nicht da sind.
Auf meinem Flachdach kann ich keine Solaranlage installieren
Doch, dieser Mythos stammt aus der Mottenkiste der Solarenergie. Es gibt eine Vielzahl an Aufständerungs- und Montagesystemen, die die Solarmodule in einer Neigung halten, wie sie auch auf einem Schrägdach liegen würden. Mehr noch, wer etwas Geld drauf legt, kann diese auch mit Nachführsystemen ausrüsten. Damit lassen sich die Module stets auf den aktuellen Stand der Sonne ausrichten. Probieren Sie das mal mit fest installierten Modulen auf Dachziegeln! Weitere Informationen zu den Unterschieden sowie den Vor- und Nachteilen von Schräg- und Flachdächern lesen Sie hier.
Süddach hin, Flachdach her: Dachanlagen zerstören die Substanz
Das stimmt nicht. Mit einem geeigneten Montagesystem, das in den meisten Fällen zum Lieferumfang zählt und von Fachleuten installiert wird, bleibt das Dach zwar nicht ganz unberührt, aber doch voll intakt. Das Gegenteil ist der Fall: Eine professionell installierte Solaranlage auf dem Dach spart Stromkosten und steigert den Wert der Immobilie.
Wettereinflüsse wie Hagel und Schnee schädigen die Solaranlage
Das stimmt meistens nicht. Zugegeben, das Wetter in Deutschland ist nicht immer gut. In vielen Fällen hilft es aber sogar dabei, eine Solaranlage wirtschaftlich zu betreiben. Bei Dachanlagen, bei denen die Module häufig in einem schrägen Winkel installiert sind, wäscht Regen Verschmutzungen wie Vogelkot weg. Ein erwünschter Effekt, können die Module doch ansonsten nur von Fachleuten gereinigt werden. Auch Schnee schadet in der Regel nicht, zumal die Flächen und die Anlagen vor der Installation auf ihre Schneelast hin geprüft werden. Mittlerweile sind die Komponenten so robust verbaut, dass selbst Hagel meistens nicht schadet. Nach besonders starken Unwettern empfiehlt es sich jedoch, zu prüfen, ob es Leistungseinbußen gibt. Auch ein Sichttest lohnt, weil sich kleine Risse mit der Zeit zu großen auswachsen können. Darüber hinaus gibt es weitere Möglichkeiten, seine Solaranlage vor Wettereinflüssen zu schützen.
Die Solarmodule verlieren mit der Zeit an Leistung und meine Rechnung geht nicht mehr auf
Ja, Solarmodule verlieren über die Jahre an Leistung. Aber bei Weitem nicht so viel, wie man annehmen könnte. Selbst nach 20 bis 25 Jahren bringen sie immer noch 80 bis 90 Prozent ihrer ursprünglichen Leistung – zu einem Zeitpunkt, an dem sich die Anschaffungskosten für die Anlage in den meisten Fällen schon längst amortisiert haben. Die 80 bis 90 Prozent gehen dann also voll auf Ihr Sonnenkonto. Wer dennoch skeptisch ist: Mittlerweile geben fast alle Hersteller Leistungsgarantien ab, beispielsweise auf mindestens 85 Prozent Leistung nach 20 Jahren. Vergleichen lohnt sich, wer das Maximum herausholen will.
PV rentiert sich für mich als Privatnutzer nicht
Meistens doch. Zum einen, weil in die Kosten-Nutzen-Abwägung nicht nur wirtschaftliche Aspekte einfließen sollten, sondern auch die Tatsache, dass man damit aktiv regenerative und örtlich erzeugte Energie nutzt. Zum anderen, weil sie die Anlagen zumindest über einen Zeithorizont von mehreren Jahren sehr häufig rechnen. Umso mehr, je teurer der Strom wird, den man ansonsten vom Energieerzeuger beziehen müsste. Die Strompreise in Deutschland zählen zu den höchsten in der EU, und auf absehbare Zeit wird das wohl auch so bleiben. Im Einzelfall ist zu klären, ob es sich lohnt, Strom gegen eine Einspeisegebühr ins öffentliche Stromnetz abzugeben und/oder zusätzlich einen Batteriespeicher anzuschaffen.
Aber zumindest kleine Solaranlagen rechnen sich nicht
Das kommt darauf an. Ist die Rede von Balkonkraftwerken, amortisieren sie sich aufgrund der geringen Kosten meistens innerhalb weniger Jahre. Zudem wird ihre Anschaffung vielerorts gefördert. Bei ausgewachsenen Solaranlagen sollte hingegen mit spitzer Feder gerechnet werden. Es stimmt zwar, dass größere Anlagen tendenziell lohnender sind, weil die Anschaffungskosten für die Technik wie etwa Wechselrichter ohnehin anfallen. Je mehr Solarmodule man hat, desto geringer fallen diese Kosten ins Gewicht. Das ist aber zu kurz gedacht. Zum einen schlägt eine überdimensionierte Anlage mit hohen laufenden Kosten zu Buche, ohne dass man sie optimal ausnutzen kann. Zum anderen sind weitere Faktoren zu berücksichtigen. Steigt der Strompreis beispielsweise weiter, rechnen sich auch kleinere Anlagen, die vor einigen Jahren noch nicht wirtschaftlich gewesen wären.
Schön und gut, aber ich bin Mieter und kann daher nicht von Solarenergie profitieren
Doch. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten. Ein Beispiel ist Mieterstrom. Bei diesem Modell betreibt entweder der Vermieter oder ein Dienstleister eine Solaranlage auf dem Gebäudedach. Der erzeugte Strom wird den Mietern nicht nur günstig, sondern auch mit einem Mieterstromzuschlag, einer Förderung, zur Verfügung gestellt. Damit sollen solche Anlagen und der Verbrauch im Haus gefördert werden. Ein anderes Beispiel sind Balkonkraftwerke. Sie können ohne Zustimmung des Vermieters betrieben werden, dürfen aber das Erscheinungsbild der Immobilie meistens nicht grundlegend verändern. Außerdem erzeugen die Mini-Solaranlagen nur begrenzt Strom. Für die Abdeckung der Grundlast, also Radiowecker, Kühlschrank und Co., reicht es aber meistens.
Ich besitze ein denkmalgeschütztes Gebäude und kann daher keine Solaranlage nutzen
In den meisten Fällen doch. Wie Sie als Eigentümer eines denkmalgeschützten Hauses vermutlich schon öfter leidvoll erfahren mussten, wird es aber teurer als im Normalfall. Heutzutage gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten, Solarmodule beispielsweise so in die Gebäudehülle zu integrieren, dass sie das äußere Erscheinungsbild kaum beeinflussen. So besteht etwa sowohl bei der Farbgebung als auch bei den Maßen und der Integration viel Spielraum.
Solaranlagen lohnen sich doch ohnehin nur mit teurem Speicher
Das stimmt nicht. Häufig ist die Anschaffung eine Überlegung wert, weil die Solaranlage auf diese Weise noch besser ausgenutzt werden kann. So steht auch selbst erzeugter Strom zur Verfügung, wenn es draußen beispielsweise dunkel ist. Allerdings sind solche Speicher nicht billig. Daher sollte vor dem Kauf einer Anlage genau durchgerechnet werden, ob er sich im Einzelfall lohnt. In der Praxis entscheidet sich rund die Hälfte der Käufer für eine Anlage mit Speicher.
Dann kaufe ich mir eine Solaranlage mit Speicher und mache mich so komplett unabhängig von den Energieversorgern
Das geht leider nicht. Als Faustformel gilt, dass mit einer Solaranlage ohne Speicher nur 30 bis 40 Prozent des erzeugten Stroms selbst verbraucht werden kann, während die Quote mit einem Speicher auf bis zu 70 Prozent steigen kann. Eine Autarkie ist mit einer solchen Anlage aber nicht zu erreichen, zumindest nicht bei Wohnhäusern. Anders kann die Sache etwa beim Camping, in der Wildnis oder bei einsamen Hütten aussehen, wo Strom nur für die nötigsten Dinge gebraucht wird. Solche Inselanlagen sind aber eher die Ausnahme als die Regel.
Ok, dann kaufe ich mir ein Balkonkraftwerk und schütze mich so zumindest vor Stromausfall
Das funktioniert leider auch nicht. Mini-Solaranlagen sind so beliebt, weil sie als „Light“-Version sehr einfach zu handhaben sind. Module befestigt, Stecker in die Steckdose, fertig. Sie verfügen aber lediglich über einen kleinen Wechselrichter und haben keine Notstromversorgung. Bei einem Stromausfall schaltet sich also auch das Balkonkraftwerk umgehend aus. Leistungsfähigere Wechselrichter oder gar Batteriespeicher lohnen sich bei den kleinen Anlagen jedoch nicht. Sie sind aber auch gar nicht dafür gedacht, die Notstromversorgung für den gesamten Haushalt zu gewährleisten. Vielmehr sollen sie einen kleinen Beitrag zur Stromversorgung in den eigenen vier Wänden leisten. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
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Die Produktion von Solaranlagen verschlingt Ressourcen – und zwar oft mehr, als die Anlagen am Ende bringen
Ja, die Produktion von Solaranlagen verbraucht Ressourcen, und mitunter werden, beispielsweise bei Batteriespeichern, Rohstoffe wie Blei oder Lithium verwendet, die nicht unbedenklich sind. Das Argument wird von Kritikern der Solarenergie aber häufig ins Absurde überzogen. Das Umweltbundesamt schreibt: „Photovoltaikanlagen amortisieren sich in Deutschland nach ein bis zwei Jahren energetisch – nach dieser Zeit hat die Anlage so viel Energie produziert wie für Herstellung, Betrieb und Entsorgung aufgewendet werden müssen.“ Berechnungen des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) zufolge haben Anlagen mit marktüblichen monokristallinen Silizium-Modulen in Deutschland eine „Energy Payback Time“ von unter 1,3 Jahren. Bei einer Laufzeit der Anlagen von 20 bis 30 Jahren kann von Ressourcenverschwendung keine Rede sein. Hinzu kommt, dass regenerative Energien statt beispielsweise fossile aus Kohle genutzt werden. Die schädlichen Auswirkungen, die die Produktion solcher Anlagen noch haben, werden in den kommenden Jahren sicherlich weiter minimiert.
Trotzdem sieht es beim Recycling von Solaranlagen mau aus
Mau nicht mehr, aber tatsächlich ist hier noch Luft nach oben. Zwar müssen Hersteller alte Solarmodule kostenfrei zurücknehmen. Ob dies immer und überall geschieht, sei aber dahingestellt. Außerdem ist das Recycling mitunter aufwendig und unter Umständen teurer, als neue Rohstoffe zu verwenden. Mit der zunehmenden Knappheit von nur begrenzt zur Verfügung stehenden Ressourcen dreht sich das Verhältnis aber immer mehr. Hinzu kommt: Wer sich heute eine Anlage kauft, kann guter Hoffnung sein, dass Recycling-Techniken sehr viel weiter sind, wenn die Module irgendwann einmal tatsächlich nicht mehr funktionsfähig sind.
Solaranlagen sind brandgefährlich
Das stimmt nicht – oder haben Sie schon einmal eine Solaranlage brennen sehen? Natürlich ist niemand vor Unglücken gefeit, und wenn das Haus brennt, wird auch die Solaranlage in Mitleidenschaft gezogen. In seltenen Fällen können solche Anlagen zwar auch Brände verursachen. Dies passiert aber in der Regel nur, wenn bei der Installation oder den verwendeten Materialen gepfuscht wurde oder die Anlage nicht regelmäßig gewartet wurde. Ein Risiko, dem man mit der Beauftragung von Fachbetrieben aus dem Weg gehen kann. Das Fraunhofer-Institut für Solare Systeme (ISE) kam in einer ausführlichen Untersuchung zu dem Ergebnis, dass das Brandentstehungsrisiko in PV-Anlagen „bei brandschutzgerechter Planung, Verwendung qualitativ hochwertiger Komponenten und fachgerechter Installation sehr gering“ ist.
Solaranlagen sind, wie E-Autos, nur schwer und nicht mit herkömmlichen Mitteln zu löschen
Dass die Feuerwehr Häuser mit Solaranlagen nicht löscht, ist ein urbanes Märchen. Wo mit Strom oder elektrischen Anlagen hantiert wird, ist aber erhöhte Vorsicht geboten. Die Brandbekämpfer sind geschult und wissen, was wann zu tun ist – auch bei Solaranlagen. Grundsätzlich gelten die selben Sicherheitsvorkehrungen wie bei anderen Bränden, bei denen Strom involviert ist. Außerdem sind moderne Solaranlagen so gesichert, dass sie sich im Falle eines Brandes selbsttätig vom Netz nehmen.
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