Volle Lager, fallende Preise. PV ist momentan ein Käufermarkt.
Die Preise für Solarmodule fallen – und zwar seit Ende 2022 fast stetig. In der Tendenz hält diese Entwicklung noch eine Weile an. Das ist zunächst mal eine gute Nachricht für alle PV-Anlagenbetreiber. Sie verunsichert aber auch, denn sie lässt eine entscheidende Frage offen: Wenn die Preise noch weiter fallen, wann ist dann der perfekte Zeitpunkt für die Investition gekommen? Lesen Sie, wie Fachleute das Thema Preisverfall bei PV-Anlagen sehen.
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In Europa liegen Millionen PV-Module auf Lager
Die Lager sind jetzt schon fast übervoll. Laut dem norwegischen Energieforschungsunternehmen Rystadt Energy sind in Europa derzeit Photovoltaikmodule aus chinesischer Produktion im Wert von 7 Milliarden Euro eingelagert. Sie haben eine Kapazität von 40 Gigawatt – genauso viel, wie im gesamten Jahr 2022 im gesamten Europa installiert wurde. Mit diesen Solarmodulen könnten 20 Millionen Haushalte ein ganzes Jahr mit Strom versorgt werden. Und das Ende scheint noch nicht erreicht. Rystad erwartet bis Ende 2023 eine Lagerkapazität von 100 GW.
Warum dominiert China den Solarmarkt?
Die oben angeführten Zahlen sind gigantisch. Fast noch schwindeliger macht aber folgender Aspekt: 91 Prozent der europäischen Photovoltaik-Importausgaben entfallen auf chinesische Produkte. Warum das so ist? Weltweit kam es durch eine kritische Knappheit an Polysilizium in Solarqualität der Jahre 2021 und 2022 zu steigenden Modulpreisen. Zeitgleich stieg die Nachfrage nach installierter Solar-PV. Da China sowohl über riesige Produktionskapazitäten verfügt als auch bei der Verarbeitung des genannten Rohstoffs dominiert, konnten chinesische Hersteller die Wettbewerber preislich immer stärker unterbieten. Ergebnis: In China hergestellte PV-Module kosten 2023 oft nur zwei Drittel der Paneele aus europäischer Produktion.
Welche Folgen hat der enorm hohe Lagerbestand?
Ist das Angebot groß, fallen bekanntlich die Preise. Seit November 2022 ist bei Photovoltaikmodulen ein regelrechter Preisverfall zu beobachten. So lagen die Anschaffungskosten für kristalline PV-Module im Juni 2023 ca. 20 Prozent unter dem von Januar des Jahres.
Fachleute sprechen zu Recht von einem neuen Käufermarkt. Die Installateure klagen über die aktuellen Preisvorstellungen der Investoren und über eine zurückgehende Auftragslage. Dabei befinden sich die Anschaffungspreise keineswegs im Keller, sondern lediglich auf einem realistischen Niveau. Die Zurückhaltung bei der Order ist sicherlich eher auf die hohe Inflationsrate und die damit verbundenen Unsicherheiten zurückzuführen.
Was bedeutet der Preisverfall für PV-Interessenten?
Laut Rystad Energy werden die anhaltend starken Importe und die gedämpfte Installationsaktivität unweigerlich zu Überbeständen in Europa führen. Doch obwohl die Engpässe bei der Solar-PV-Installation höchstwahrscheinlich noch bis 2025 anhielten, mache der hohe Lagerbestand einen nennenswerten Preisanstieg bei den Modulen unwahrscheinlich.
Vielleicht gibt es sogar Entwarnung, was die außereuropäischen Importe anbelangt: Das Forschungsunternehmen zieht bei seiner Betrachtung auch den aktuellen Technologiewechsel in der Solarindustrie und die Anreize für den Kauf in Europa hergestellter Module mit ein. Bei einem zu großen Lagerbestand könne eventuell das Interesse europäischer Käufer an den importierten Modulen mit p-Typ-Zellen sinken. Dies werde jedoch erst wahrscheinlich, wenn der Kontinent seine Produktionskapazitäten ausbauen könne.
Angedeutet ist hier der Technologiewechsel von Solarzellen des Typs „p“ zu Typ „n“. N-Typ-Solarzellen gilt wahrscheinlich die Zukunft. Doch derzeit haben noch beide Technologien ihre Vorteile:
- N-Typ-Solarzellen haben einen höheren Wirkungsgrad, weil sie weniger anfällig für Außeneinflüsse sind. Dies schlägt sich jedoch im Preis nieder.
- P-Typ-Solarzellen sind unkomplizierter in der Herstellung. Dadurch – und durch die höhere Verbreitung (Skaleneffekt) – sind sie günstiger als n-Typ-Zellen.
TIPP
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Jetzt in eine PV-Anlage investieren oder noch warten?
Die Antwort des CEO vom norwegischen PV-Spezialisten Otovo: „Wie immer in der Solarbranche sind diejenigen, die warten, die Verlierer“. Otovo plädiert also eindeutig für „Nicht warten“. (Quelle: Interview im pv magazine vom 21. Juli 2023)
Aber: Otovo hat sich auf die Vermietung und den Direktverkauf von Photovoltaik-Anlagen spezialisiert. Über eine Plattform kommen deutsche und andere europäische Kunden mit lokalen Installateuren zusammen. Von einer möglichst schnellen Investition der Privathaushalte würden also sowohl Otovo als auch die Fachbetriebe profitieren.
Wir empfehlen: Nichts überstürzen! Eine gute Idee ist sicherlich, sehr bald Angebote von mehreren Installationsbetrieben einzuholen und im Vorfeld auf die fallenden Preise hinzuweisen. Möglicherweise gelingt es Ihnen sogar, einen Tagespreis zu vereinbaren. Immerhin erhalten Sie die PVA erst mit der Installation – und oft lassen Handwerksbetriebe sehr lange auf sich warten. Die Vereinbarung könnte die Aktion sogar beschleunigen. Der Solarteur wird auf jeden Fall daran interessiert sein, die Photovoltaikanlage sobald wie möglich zu installieren. Sie dagegen können gerne vermitteln, dass die Installation keine Eile hat.
Fazit
Ob Sie die Frage zum richtigen Zeitpunkt lieber mit dem Pokerspiel oder dem Aktienmarkt vergleichen, ist eine Frage des Geschmacks. Eine Gewissheit kann es auf keinen Fall geben. Die Fachwelt rechnet mindestens noch für den Herbst mit sinkenden Anschaffungspreisen. Im schlechteren Fall antworten die Fachbetriebe darauf mit steigenden Installationskosten. Holen Sie also mehrere Angebote ein, das ist immer ratsam.
Und: Selbst, wenn die Preise noch weiter fallen, je früher die Anlage in Betrieb genommen wird, desto früher sparen Sie Stromkosten. Und noch etwas sollte nie vergessen werden: Egal, wann sich eine Fotovoltaik-Anlage amortisiert, die Umwelt gewinnt vom ersten Tag an.
Deshalb ist auf lange Sicht klar:
Quellen: Rystad Energy, Pressemitteilung vom 20. Juli 2023. pv magazine, Beitrag vom 21. Juli 2023. pvxchange, Preisindex Juni 2023. Meyer Burger, Ad hoc Mitteilung vom 24. Juli 2023.
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