Die 12 größten Irrtümer über Solarthermie
Solarthermie ist eine Technologie, um mit Solarwärme Warmwasser und Raumwärme im Haus zu gewinnen. Das ist allgemein bekannt. Doch lohnt sich Solarthermie in Deutschland auch? Ist eine solche Anlage überhaupt bezahlbar? Wie lange dauert es, bis sie sich amortisiert? Und muss das Hausdach strikt nach Süden ausgerichtet sein? Dies sind nur einige der vielen Fragen, die sich Interessenten stellen. Beim Klären dieser Fragen mussten wir feststellen, dass eine Menge Irrtümer über die Solarthermie kursieren. Hier listen wir die 12 größten Irrtümer auf – und nennen Argumente, um sie zu widerlegen.


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Irrtum 1: Solarthermie? Kennt doch jeder!
Falsch! Von 500 Hausbesitzern, die an einer Umfrage für LG Electronics teilnahmen, konnten nicht alle Befragten Solaranlagen in
- Photovoltaik-Anlagen zur solaren Stromerzeugung und
- Solarthermie-Anlagen zur solaren Wärmeerzeugung
unterscheiden. Unser Beitrag „Solarthermie FAQ“ beantwortet häufig gestellte Fragen zur Technologie Solarthermie.

Mit einer Solarthermie-Anlage können Sie die Wärme der Sonnenstrahlung in nutzbare Wärmeenergie umwandeln, um damit Ihr Warmwasser (Brauchwasser in Küche und Bad) und/oder Ihr Heizwasser zu erwärmen.

Irrtum 2: Solarthermie? Lohnt sich nicht!
Falsch!
Die Sonne liefert Ihnen ihre Wärme gratis aufs Dach. Dafür müssen Sie keine Energie-Rechnung begleichen. Mit jeder Kilowattstunde solarer Wärme, die Sie mit der Anlage erzeugen und im Haushalt verbrauchen, sparen Sie herkömmliche Energieträger ein. Hierzulande am häufigsten zum Heizen verfeuert werden Gas, Öl und Holz. Jede erzeugte Kilowatt Solarwärme ersetzt
- 0,25 Kilogramm Brennholz
- 0,12 Kubikmeter Heizgas auf Erdgasbasis
- 0,09 Liter Heizöl

Die eingesparten Brennstoffe senken somit Ihre Heizkostenrechnung. Um welche Beträge es sich hierbei handelt, hängt unter anderem von der Preisentwicklung der herkömmlichen Energieträger ab. Lesen Sie dazu auch unseren Beitrag „Lohnt sich Solarthermie?“!
Irrtum 3: Solarthermie? Die amortisiert sich doch ewig nicht!
Falsch! Eine durchschnittliche Solarthermie-Anlage zur Warmwassererzeugung, die Sie komplett aus eigener Tasche finanzieren, amortisiert sich finanziell nach etwa 15 Jahren, eine zur Heizungsunterstützung nach etwa 20 Jahren. Zudem sind die laufenden Kosten der Anlagen für unter anderem Pumpenstrom, Inspektion, Wartung und Versicherung ab dem Zeitpunkt der Amortisation gering. Und dank der von vielen Herstellern heute schon gewährleisteten 20 Jahre Garantie, müssen Sie auch nicht mit hohen Reparaturkosten rechnen.

Wer bei der Investition in eine Anlage staatliche oder sonstige Fördermittel (siehe Irrtum 8 unten) in Anspruch nimmt, senkt zusammen mit den Anschaffungskosten auch die Amortisationszeit der Anlage.

Irrtum 4: Solarthermie? So ein Solarkollektor bringt doch nix!
Falsch! Den starken Effekt von Solarthermie kennen Sie aus dem alltäglichen Leben in Haus und Garten: Der Wasserschlauch, der stundenlang in der Sonne liegt und nach dem Aufdrehen des Wasserhahns zunächst warmes bis heißes Wasser liefert, das sich im Schlauch solar erwärmte, ist wohl das bekannteste Beispiel. Was ein einzelner Röhrenkollektor leistet, zeigt das folgende Video anschaulich:
Irrtum 5: Solarthermie? Die Herstellung verbraucht doch mehr Energie als die Anlage jemals erzeugt!
Falsch! Die Energierücklaufzeit, die auch energetische Amortisation genannt wird, beläuft sich bei Solarthermie-Anlagen auf eine Zeitspanne zwischen zwei und vier Jahren. Bezogen auf die heute selbstverständliche Betriebsdauer der Anlagen von 20 bis 30 Jahren bedeutet dies, dass Sie mit der Solarthermie-Anlage mindestens das Fünffache der Energie erzeugen, die zu ihrer Fertigung eingesetzt wurde, Tendenz: steigend.

Irrtum 6: Solarthermie? Die Anlagen sind doch unbezahlbar!
Falsch! Für eine Solarthermie-Anlage zur Warmwassererzeugung müssen Sie heute 4.000 bis 6.000 Euro hinblättern. Dafür deckt sie in der Regel bis zu 60 Prozent Ihres Warmwasserbedarfs und spart entsprechende Energie und Energiekosten. Eine Anlage zur Heizungsunterstützung deckt üblicherweise ein Drittel des Wärmebedarfs solar. In der Kombination Warmwasser/Heizungsunterstützung können Sie mit einem solaren Deckungsanteil von 20 Prozent rechnen. Die Kosten liegen bei einem typischen Einfamilienhaus (Wohnfläche 100 m²) im Bereich von 10.000 Euro. Mehr zum Thema lesen Sie im Beitrag Anschaffungskosten.

Irrtum 7: Solarthermie? Die Anlagen halten doch nur 20 Jahre!
Falsch! Modernen Solarthermie-Anlagen wird gemäß Belastungstests eine erwartete Betriebszeit von bis zu 30 Jahren zugeschrieben. Wie schön dann auch, dass die Investitionskosten schon nach etwa 15 Jahren abbezahlt sind!

Irrtum 8: Solarthermie? Für den Kauf bekomme ich doch kaum noch Förderung!
Falsch! Das in Deutschland geltende Gesetz für erneuerbare Energien (EEG) legt auch die Förderung von Solarthermie-Anlagen fest. Neben den BAFA-Zuschüssen existieren sogar noch weitere Möglichkeiten, eine Solarthermieanlage und die Heizungsunterstützung zu fördern oder zu finanzieren. Die vier Wege zur Solarthermie-Finanzspritze heißen:
- BAFA-Förderung
- KfW-Kredit
- Bankkredite
- Steuerbonus.
Außerdem fördern Bundesländer, Kommunen und sogar Hersteller den Kauf einer Solarthermie-Anlage.

Irrtum 9: Solarthermie? Dafür reicht doch die Sonne hierzulande gar nicht!
Falsch! Auf einen Solarthermie-Kollektor in Deutschland treffen im Mittel etwa 1.000 Watt (W) Solarstrahlung pro Quadratmeter (m2). Ein Kollektor mit einer Kollektorleistung von 550 W/m2 kommt bei 800 Sonnenstunden demzufolge auf einen jährlichen Kollektorertrag von 440 kWh/(m2a). Und eine Beispielanlage mit 8 m2 dieser Kollektoren erzeugt demnach einen jährlichen Anlagenertrag von 3.520 kWh/(m2a). Das entspricht gut einem Viertel dessen, was ein Einfamilienhaus (Wohnfläche: 140 m2) an Heizwärme (Brennstoff: Heizgas) jährlich braucht: 14.000 kWh.

Mehr zum Thema Globalstrahlung lesen Sie in unserem Beitrag zum Standort einer Solarthermie-Anlage.
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Irrtum 10: Solarthermie? Dafür eignen sich doch nur Süddächer!
Falsch! Eine Solarthermie-Anlage sammelt in Deutschland auf einem nach Süden gerichteten Dach zwar die meisten Sonnenstrahlen pro Tag und Jahr, doch auch Anlagen auf östlich oder westlich ausgerichteten Dächern erzeugen so viel Solarwärme, dass sich ihr Betrieb lohnt. Die etwas geringere Lichteinstrahlung lässt sich dort beispielsweise mit ein oder zwei zusätzlichen Solarkollektoren wettmachen. Auch die Art der Kollektoren spielt für die Wärmeausbeute eine Rolle.

Die Praxis zeigt: Eine Abweichung von 30 Prozent nach Ost oder West senkt den Ertrag einer Solarthermie-Anlage nur um etwa 5 Prozent. Mehr zum Thema Ausrichtung und Neigung eines Solardachs sowie zur leistungsmindernden Verschattung bietet der Artikel zum besten Standort für eine Solarthermieanlage.
Irrtum 11: Solarthermie? Die kocht im Sommer doch geradezu und geht dann kaputt!
Falsch! Problematisch wäre dies allenfalls bei einer thermischen Stagnation. Dann steht der Solarkreislauf still, weil die Wärme nicht mehr abgenommen wird. Bleibt die Solarflüssigkeit im Kollektor und heizt sich auf, bis sie verdampft, ist die solarthermische Anlage natürlich hohen Belastungen ausgesetzt. Gründe dafür können ein voller Solarspeicher, technische Defekte oder ein Stromausfall sein. Wie häufig das vorkommt und wie die Anlage darauf reagiert, hängt maßgeblich von ihrer Konfiguration ab. Optimal konfigurierte Anlagen kommen mit der thermischen Stagnation, die schließlich ein regulärer Betriebszustand ist, problemlos zurecht.
Irrtum 12: Solarthermie? Die bringt im deutschen Winter doch keinen Ertrag!
Falsch! Richtig ist, dass der solare Ertrag im Winter geringer ausfällt. Richtig ist auch, dass gerade dann die meiste Wärme benötigt wird. Richtig ist aber auch, dass die Solarthermie in den dunklen Monaten noch immerhin einen solaren Deckungsanteil von 20 bis 30 Prozent verspricht. Experten sagen uns zudem eine stetig zunehmende Trockenheit – und damit Sonneneinstrahlung – vorher. Gerade im Winter werden wir in Zukunft mehr Sonnenenergie ernten und vielleicht auch weniger zum Heizen verbrauchen. Und wer kauft schon eine Solaranlage nur für den Winter? Im Sommer kann der Wärmebedarf eines Einfamilienhaushalts schließlich oft komplett mit Solarthermie gedeckt werden.

Fazit
Von den Standortbedingungen bis zu den Anschaffungskosten, von den Brennstoff-Einsparungen bis zur Lebensdauer einer solarthermischen Anlage: Wir hoffen, mit unserer Auflistung konnten wir die 12 größten Irrtümer über Solarthermie ausräumen. Wer mehr über die einzelnen Punkte wissen möchte, kann sich in verlinkten Einzelbeiträgen darüber informieren.
Die folgende Grafik bietet die wichtigsten Fakten noch einmal auf einen Blick:


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