Lohnt sich Solarthermie auch im Jahr 2024?
Diese Frage ist angesichts der anhaltenden Preissteigerungen durchaus berechtigt. Aber nicht nur die Anschaffungskosten, auch die Kosten für herkömmliche Energie sind 2024 höher als in den Jahren zuvor. Da verwundert es nicht, dass auf Deutschlands Dächern jährlich rund 80.000 neue Solarthermie-Anlagen installiert werden. Doch was kommt unterm Strich dabei heraus? Lohnt sich die Investition nach wie vor?
Wer ökologische Aspekte in den Vordergrund rückt, kann diese Frage rundweg mit „Ja“ beantworten. Wer dagegen rein ökonomisch denkt, muss die Investitionskosten und die Heizkostenersparnis gegenrechnen. Wir zeigen, wie das geht – und dass sich Solarthermie nach wie vor lohnt.
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Solarthermie bei Neubau und Bestandsbau
Die Energieversorgung in Neubauten und Bestandsbauten ist nach dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) an unterschiedliche Voraussetzungen geknüpft:
- Ein Neubau ist als Niedrigstenergiegebäude zu errichten. Das heißt:
1. Der Gesamtenergiebedarf für Heizung, Warmwasserbereitung, Lüftung und Kühlung darf den jeweiligen Höchstwert (max. 55% des Primärenergiebedarfs eines festgelegten Referenzgebäudes) nicht überschreiten („EH55-Standard“).
2. Die Energieverluste beim Heizen und Kühlen durch baulichen Wärmeschutz sind zu vermeiden.
3. Der Wärme- und Kälteenergiebedarf muss zumindest anteilig durch die Nutzung erneuerbarer Energien (EE) gedeckt werden. (§10 GEG) Dieser Punkt ist bei einer solarthermischen Anlage erfüllt, wenn die Deckung des Wärme- und Kälteenergiebedarfs mindestens 15 Prozent beträgt. (§35 GEG) - Beim Bestandsbau sind die Dämmanforderungen weniger streng. Einer der interessantesten Aspekte für die Errichtung einer Solarthermie-Anlage ist hier das Betriebsverbot für ältere Heizkessel. Werden diese mit einem flüssigen oder gasförmigen Brennstoff beschickt und beträgt ihre Nennleistung zwischen 4 und 400 Kilowatt, dürfen sie nach 30 Jahren nicht mehr betrieben werden. Neue Ölheizungen dürfen ab 2026 nur noch eingebaut oder aufgestellt werden, wenn der Energiebedarf anteilig durch erneuerbare Energien gedeckt wird. (§72 GEG) „Anteilig“ bedeutet hier wie beim Neubau 15 Prozent. (§35 GEG)
Was nur Biomasseheizkessel und Wärmepumpen schaffen: Der Anteil der EE wurde zum 1. Januar 2024 für Neubauten in einem Neubaugebiet auf 65 Prozent heraufgesetzt. Außerhalb von Neubaugebieten bleibt noch Zeit bis 2026. Bei funktionierenden Heizungsanlagen ist kein Heizungstausch vorgeschrieben, bei der energetischen Sanierung von Bestandsbauten gelten großzügige Übergangslösungen.
Berechnungsfaktoren für die Effizienz von Solaranlagen
Ob eine Solarthermie-Anlage wirtschaftlich arbeitet, verrät eine einfach zu erstellende Einnahmen-Ausgaben-Rechnung – im Prinzip eine Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR). Die einzelnen Posten sind jedoch alles andere als fix.
Bei den Ausgaben richten sich die Werte ganz nach dem Nutzungswillen, den Standortbegebenheiten und der zur Verfügung stehenden Montagefläche. Daher ist es am besten, wenn Anlageninteressenten bei der Planung systematisch vorgehen. Die ermittelten Komponenten bestimmen dann die Größe und damit die Investitionskosten der Solarthermie-Anlage.
Bei den Einnahmen schlagen die Erträge der solarthermischen Anlage zu Buche. Diese ergeben sich ebenfalls aus der Nutzungsart, dazu dem Nutzungsverhalten und den eingesparten Brennstoffkosten. Je teurer herkömmliche Energie ist, desto mehr spart eine Solaranlage ein, desto höher sind also die Einnahmen.
Bei den Finanzierungshilfen kommt es auf die Art der Finanzierung an, ob die Beträge auf der Einnahmen- oder der Ausgabenseite zu verbuchen sind. Kann eine Förderung genutzt werden, senkt dies die Investitionskosten und steigert damit die Einnahmen. Zinsen aus Krediten der KfW oder der Hausbank wirken sich einnahmemindernd aus.
Ausgaben: Anlagekomponenten, Betrieb und Finanzierung
Viele Faktoren bestimmen den Anschaffungspreis. Die größten Faktoren sind zweifellos die Solarkollektoren und der Wärmespeicher. Betrachtet man die Installationskosten getrennt, machen auch sie einen erheblichen Teil der Anschaffungskosten aus. Die Ausgaben für die Systemkomponenten sind zwar geringer, sollten aber dennoch in die Kalkulation einfließen.
- Bei den Kollektoren bestimmt die Technik den Preis: Im Beitrag Anschaffungs- und Betriebskosten gehen wir genau auf die zu erwartenden Kosten ein. Die Vor- und Nachteile der beiden Kollektorarten erläutert der Artikel Solarthermie-Kollektoren im Vergleich. Hier geben wir nur die allgemein gültige Faustregel wieder: Der Preis für eine Anlage mit Röhrenkollektoren ist etwa ein Drittel höher als mit Flachkollektoren.
- Die Größe – und damit der Preis – des Speichers richten sich nach der Zahl der im Haushalt lebenden Personen und der anvisierten Nutzungsart. Soll nur das Trinkwasser erwärmt oder zugleich auch die bestehende Heizungsanlage unterstützt werden? Das heißt: Wird ein einfacher Pufferspeicher oder ein Kombispeicher benötigt? Bei letzterem mit der etwa doppelten Ausgabe gerechnet werden.
Die laufenden Betriebskosten – Strom für die Solarsteuerung sowie Ausgaben für Wartung, Instandhaltung, Reinigung und mögliche Reparaturen – schlagen nicht allzu sehr zu Buche. Auf die zu erwartende Lebensdauer der Anlage hochgerechnet, käme aber doch ein ziemliches Sümmchen zusammen. Bei angenommenen 30 Jahren wäre mit insgesamt etwa 3.000 Euro zu rechnen. Doch keine Sorge: Die Wartungs- und Reparaturkosten sind zumeist mit der Herstellergarantie abgedeckt.
Nimmt man einen zinsgünstigen Kredit der KfW-Bank oder einer auf Solarprodukte spezialisierte Umweltbank in Anspruch, zieht das natürlich Finanzierungskosten nach sich. Die jährlich anfallenden Zinsen müssen auf die Ausgabenseite gebucht werden. 2024 ist von 6 bis 11 Prozent auszugehen.
Einnahmen: Brennstoffersparnis und Förderung
Energie ist teuer und es ist abzusehen, dass unsere Raumwärme und unser warmes Brauchwasser in Zukunft noch teurer werden. Jüngste Erhebungen haben gezeigt, dass wir 2023 einiges an Öl, Gas und Kohle einsparen konnten. Ist nun das Ende der Fahnenstange erreicht? Die Solarthermie bietet einen Ausweg aus der Misere. Denn die gute Nachricht ist:
- Eine gut dimensionierte Solarthermie-Anlage reduziert den jährlichen Heizbedarf für die Warmwasserbereitungum bis zu 60 Prozent. Im Winter ist es zwar etwas weniger, dafür liegt der Wert im Sommer aber oft bei 100 Prozent.
Ein für die Wassererwärmung durchschnittlich etwa 2.500 kWh verbrauchender vierköpfiger Haushalt spart nach dieser Kalkulation jährlich rund 1.500 Kilowattstunden Heizenergie ein.
- Selbst die energiehungrigere Heizung verbraucht mit solarer Unterstützung bis zu 30 Prozent weniger Brennstoff. Und das bei einem ganz normal wärmegedämmten Haus. Bei Niedrigenergiehäusern beträgt der solare Deckungsanteil sogar bis zu 60 Prozent.
Ein für die Heizung durchschnittlich gut 16.000 kWh verbrauchender Einfamilienhaushalt spart nach dieser Kalkulation rund 5.000 kWh Heizenergie pro Jahr ein.
Nach heizsparer.de gilt für Gasheizungen ein Richtwert von jährlich 160 Kilowattstunden pro Quadratmeter Wohnfläche. Das heißt, in einer 80-m²-Wohnung verbrauchen zwei Personen für die Erzeugung von Heizungs- und Warmwasser jährlich knapp 13.000 kWh, in einem 120-m²-Einfamilienhaus werden rund 19.000 kWh benötigt. Bei Ölheizungen sind die Werte mit ca. 5 Prozent unwesentlich höher, bei Holzpellet-Heizungen etwa 20 Prozent niedriger.
Bei der Kombination Warmwassererzeugung/Heizungsunterstützung ergibt sich ein solarer Deckungsanteil von 20 Prozent. Das heißt für
- die 80-m²-Wohnung ca. 2.600 kWh Ersparnis an Gas- und Öl bzw. ca. 2.100 kWh an Holzpellets
- das 120-m²-Haus ca. 3.800 kWh Ersparnis an Gas- und Öl bzw. ca. 3.000 kWh an Holzpellets.
Die angegebenen Prozentanteile gelten für durchschnittlich gedämmte Gebäude. In energieeffizienten Gebäuden liegt der Wert in der Regel weit darunter; in „zugigen“ Altbauten dagegen ist mit einem höheren Verbrauch zu rechnen.
In die Kalkulation, ob sich eine Solarthermie-Anlage lohnt, gehören auch die staatlichen Fördermittel. Sie werden für die Heizungsmodernisierung mit Heiztechnik für Erneuerbare Energien gewährt. Die Zuschüsse hängen heute weder vom Gebäude- und Anlagentyp noch von der Größe der Kollektorfläche oder dem Mindestinvestitionsvolumen ab. Derzeit ist die Kreditanstalt für Wiederaufbau KfW für die Bewilligung zuständig. Je nach Investitionsvolumen, Installationszeitpunkt und Einkommen werden 30 bis 70 Prozent der förderfähigen Kosten übernommen. Mit Fördermitteln als Startkapital lohnt sich Solarthermie 2024 durchaus.
TIPP
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Beispiele für die Wirtschaftlichkeit solarthermischer Anlagen
In einer Tabelle werden die Kosten schnell deutlich. Ausgegangen wurde von einem Haushalt mit 2 Personen und mit 4 Personen. In beiden Fällen wurden die Differenz der Ausgaben und Einnahmen bei Solarthermieanlagen für die reine Warmwasserbereitung (WW) und die kombinierte Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung (WWHU) ermittelt. Beim Brennstoff wurde Gas ausgewählt. Wie sich die Investitionskosten zusammensetzen, erfahren Sie im Beitrag zu den Anschaffungs- und Betriebskosten.
2 Personen, Reihenhaus, 80 m² Wohnfläche | 4 Personen, Einfamilienhaus, 120 m² Wohnfläche | |||
---|---|---|---|---|
WW | WWHU | WW | WWHU | |
Investitionskosten inkl. Installation | 4.000,00 € | 6.000,00 € | 6.000,00 € | 10.000,00 € |
Lfd. Betriebskosten Strom | 50€ x 20J. = 1.000€ | 50€ x 20J. = 1.000€ | 50€ x 20J. = 1.000€ | 50€ x 20J. = 1.000€ |
Summe Ausgaben 20 Jahre | 5.000,00 € | 7.000,00 € | 7.000,00 € | 11.000,00 € |
Brennstoffeinsparung bei 15Ct/kWh | 750kWh x 20J. = 2.250€ | 2.600kWh x 20J. = 7.800€ | 1.500kWh x 20J. = 4.500€ | 3.800kWh x 20J. = 11.400€ |
Förderung 25 % | 1.000,00 € | 1.500,00 € | 1.500,00 € | 2.500,00 € |
Summe Einnahmen 20 Jahre | 3.250,00 € | 9.300,00 € | 6.000,00 € | 13.900,00 € |
Einnahmen-Überschuss 20 Jahre | -1.750,00 € | 2.300,00 € | -1.000,00 € | 2.900,00 € |
Amortisationszeit | 35 Jahre | 14 Jahre | 24 Jahre | 15 Jahre |
Stand: Marz 2023
Die Amortisationszeit verdeutlicht am besten, ob sich eine Solarthermie-Anlage lohnt. Da ihre Lebensdauer normalerweise nicht 20 Jahre, sondern 30, oft sogar 40 Jahre beträgt, ist die Frage danach grundsätzlich mit „Ja“ zu beantworten. Im Beispiel fällt auf, dass sich kombinierte Anlagen schneller amortisieren als solche zur ausschließlichen Trinkwassererwärmung. Wenig lohnend sind allerdings Kleinstanlagen. Die Kosten für Installation und Betrieb sind in Relation zu den Brennstoffeinsparungen einfach zu hoch.
Ökologische Betrachtung
Die Solarthermie kann gleich zwei positive Aspekte für die Umwelt verbuchen:
- Energetisch amortisiert sich eine Solarthermie-Anlage schon nach kurzer Zeit. Nämlich dann, wenn die bei der Fertigung aufgebrachte Energie an anderer Stelle eingespart wurde. In aller Munde ist dieser Aspekt unter dem Begriff CO2-Neutralität oder Klimaneutralität.
- Die äußerst geringen Emissionen, die eine Solarthermie-Anlage im Betrieb verursacht, sprechen ebenfalls für diese Technologie. Wird dafür nachhaltig produzierter Ökostrom aus dem öffentlichen Stromnetz bezogen, ist dies ein weiterer Schritt in Richtung Klimaneutralität. Absolut perfekt, wenn der Betriebsstrom mit einer eigenen Photovoltaikanlage erzeugt wird. Mit einem sonnengespeisten Duo werden sowohl der CO2-Ausstoß als auch die Stromkosten für den Betrieb der Solarregelung auf null reduziert.
Fazit
In ökologischer Hinsicht lohnt sich Solarthermie immer. In ökonomischer Hinsicht müssen Sie auch 2024 mit Amortisationszeiten zwischen 15 und 25 Jahren rechnen – je nachdem, welchem Zweck Ihre Anlage dienen soll und wie hoch die aktuellen Energiepreise sind. Je genauer Sie die Solarthermie-Anlage auf die Bedingungen vor Ort und Ihren Wärmebedarf anpassen, desto lohnender wird der Betrieb. Wir gehen davon aus, dass die Preise für fossile Energieträger bald stärker ansteigen als in der obigen Tabelle aufgeführt. Das würde bedeuten: Die Solarthermie lohnt sich bereits 2025 noch weit mehr. Und eine These ist absolut sicher: Die Sonne schickt niemals eine Rechnung!
Solarthermie Anschaffungskosten
Was kosten Anschaffung und Betrieb einer Solaranlage? Antwort: Zwischen 4.000 und 15.000 Euro. Natürlich ist diese Spanne viel zu groß, um… weiterlesen