Solarpflicht

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Solarpflicht – die wichtigsten Infos auf einen Blick

„Pflicht“ ist nicht unbedingt ein schönes Wort. Wenn es darum geht, bei Neubauten oder neuen Dächern eine Photovoltaikanlage zu installieren, macht die Solarpflicht aber durchaus Sinn. Am stärksten im Fokus stehen ohnehin die öffentlichen und gewerblichen Gebäude und Anlagen. Wir zeigen, wie es dort und bei den privaten Immobilien um die Solaranlagen-Pflicht steht und klären über die unterschiedlichen Regelungen in den einzelnen Bundesländern auf.

Beim Neubau am besten direkt eine Photovoltaikanlage mitplanen © DanBu.Berlin, stock.adobe.com
Beim Neubau kann sie zur Pflicht werden: Die Photovoltaikanlage © DanBu.Berlin, stock.adobe.com
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Welche Idee steckt hinter der Solarpflicht?

Ein Spaziergang durch eine beliebige deutsche Stadt zeigt – Solarpanel und PV-Anlagen sind auf immer mehr Dächern verbaut. Solarenergie liegt wieder voll im Trend. Und das ist auch kein Wunder. Eine eigene Solaranlage verspricht mehr Unabhängigkeit von den Preisvorgaben großer Energieerzeuger. Neben steigenden Kosten für Gas und Öl bringt uns auch der Klimawandel im wahrsten Sinne des Wortes ganz schön ins Schwitzen. Die Regierung will deshalb verstärkt in den Ausbau regenerativer Energien investieren und auch die Bürger selbst sollen den fossilen Brennstoffen abschwören. Damit dabei möglichst wenig wertvolle Zeit verlorengeht, soll eine Solarpflicht den Ausbau der Solarenergie fordern und fördern.

PV-Anlagen auf jedem dritten Dach könnten den Strombedarf decken
PV-Anlagen auf jedem dritten Dach könnten den Strombedarf decken

Solarenergie in Deutschland: Zahlen und Fakten im Überblick

Neben China, den USA und Japan gehört Deutschland mittlerweile zu den führenden Staaten bei der Nutzung von Solaranergie zur Stromerzeugung. Mitte 2023 waren in Deutschland Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von rund 70,6 Gigawatt verbaut. Südliche Bundesländer wie Bayern und Baden-Württemberg haben dabei die mit Abstand größten Kapazitäten und wollen das Potenzial der Sonnenergie entsprechend für sich nutzen. Im Jahr 2023 wurden ca. 60 Terawattstunden Strom durch Photovoltaik produziert. Das sind stolze 12 Prozent des durch Erneuerbare Energien erzeugten Stroms (zweitgrößter Anteil nach Windkraft). Das Ziel der Solarpflicht ist, die Photovoltaik noch weiter nach vorne zu bringen. (Quelle: Statista und Fraunhofer ISE)

Statistik: Anteil der Photovoltaik an der Bruttostromerzeugung in Deutschland in den Jahren 2002 bis 2023 | Statista
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Wie akut ist die Einführung einer Solaranlagen-Pflicht?

Die Solarpflicht ist nichts anderes als eine gesetzliche Vorgabe zum Installieren einer Solaranlage (Photovoltaik oder Solarthermie) bei Neubau und Dachsanierung. Entgegen einer weit verbreiteten Meinung sind bestehende, intakte Dächer keineswegs nachzurüsten. Was häufig auch nicht beachtet wird: Die Solarpflicht betrifft zunächst einmal fast ausschließlich öffentliche und gewerbliche Bauvorhaben. Private Bauherren werden erst im zweiten Schritt in die Pflicht genommen. Diesen zweiten Schritt sind einige Bundesländer allerdings bereits gegangen. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick, wie die Lage in den einzelnen Bundesländern aussieht. Zur besseren Übersicht werden die drei bereits angesprochenen Geltungsbereich unterschieden: Nichtwohngebäude, Wohngebäude und Dachsanierungen.

Bundesland (alphabetisch)

Solarpflicht für

Einführung

Baden-WürttembergNeubau Nichtwohngebäude, Parkplätze ab 35 Stellplätze01.01.2022
 Private Neubauten01.05.2022
 Dachsanierungen01.01.2023
BayernNeubau von Gewerbe- und Industriegebäuden sowie sonstige Nicht-Wohngebäude 01.07.2023
 Dachsanierung bei Gewerbe- und Industriegebäuden01.01.2025
 Privatbauten: keine Solarpflicht geplantNicht geplant
BerlinNeubau und Dachsanierungen01.01.2023
BrandenburgNeubau und Dachsanierungen von Nichtwohngebäuden, Parkplätze ab 35 StellplätzeIn Planung
 Privatbauten: keine Solarpflicht geplantNicht geplant
BremenDachsanierungen01.07.2024
 Neubauten01.07.2025
HamburgNeubauten01.01.2023
 Dachsanierungen und -umbauten01.01.2024
 Stellplatzanlage ab 35 Stellplätze01.01.2024
HessenParkplätze ab 50 Stellplätze sowie landeseigene Gebäude01.12.2022
 Privatbauten: keine Solarpflicht geplantNicht geplant
Mecklenburg-VorpommernKeine Solarpflicht geplantNicht geplant
NiedersachsenGewerbliche Neubauten01.01.2023
 Öffentliche Neubauten01.01.2024
 Private Neubauten (geplantes Startdatum)01.01.2025
Nordrhein-WestfalenNeue und überdachte Parkflächen ab 35 Stellplätze01.01.2022
 Neue Nichtwohngebäude01.01.2024
 Neue Wohngebäude01.01.2025
 Dachsanierungen01.01.2026
Rheinland-PfalzNeue Gewerbebauten und überdachte Parkplätze ab 50 Stellplätze01.01.2023
 Privatbauten: keine Solarpflicht geplantNicht geplant
SaarlandKeine Solarpflicht geplantNicht geplant
SachsenKeine Solarpflicht; Solarpflicht für öffentliche und gewerbliche Neubauten im GesprächNicht geplant
Sachsen-AnhaltKeine Solarpflicht geplantNicht geplant
Schleswig-HolsteinNeubau und Dachsanierung von Nichtwohngebäuden, Parkplätze ab 100 Stellplätze01.01.2023
 Neubau und Dachsanierung von Wohngebäuden01.01.2025
ThüringenKeine Solarpflicht geplantNicht geplant

Tabelle: Überblick über Solaranlagenpflichten in deutschen Bundesländern Stand: Januar 2024

In welchen Bundesländern ist die Solarpflicht bereits wirksam?

Für eine bundesweite Umsetzung ist es interessant, zu analysieren, wie die Solarpflicht in einzelnen Bundesländern eingeführt, umgesetzt und von den Bürgern aufgenommen wird. In Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen wurde sie für Parkplätze bereits 2022 eingeführt, in den neuen Bundesländern und im Saarland ist man allenfalls bereit, über diesen Schritt zu diskutieren. In den anderen Regionen gelten sehr unterschiedliche Regelungen und Termine. Und so wird die Solaranlagen-Pflicht in den 16 Bundesländern gehandhabt:

Solarpflicht für den privaten Neubau
Solarpflicht für den privaten Neubau
Private Gebäude: Solarpflicht bei Dachsanierung
Private Gebäude: Solarpflicht bei Dachsanierung

In Baden-Württemberg etwa gilt seit dem 1. Januar 2022 die Pflicht zur Installation von PV-Anlagen auf Dächern. Dies betraf zunächst nur Nicht-Wohngebäude wie Firmendächer oder Parkplätze – seit Mai 2022 sind aber auch private Bauherren von der Solarpflicht betroffen. Sie müssen PV-Anlagen auf Neubauten installieren. Seit 01.01.2023 müssen auch bei Dachsanierungen PV-Anlagen installiert werden. Mit diesem Vorstoß möchte Baden-Württemberg bereits bis zum Jahr 2040 klimaneutral sein – vier Jahre früher als der Bund.

In NRW ist die Solarpflicht zunächst auf geeignete Parkflächen mit mehr als 35 überdachten Stellflächen bei Nichtwohngebäuden beschränkt. Eine Ausnahme ist die Stadt Bonn. Denn die Gemeinde möchte eine Vorreiterrolle übernehmen und hat die Solarpflicht bereits im September 2021 eingeführt. Die Pflicht betrifft alle städtebaulichen Vorhaben. Außerdem fördert die Stadt die Installation von Solaranlagen auf bereits bestehenden privaten Eigenheimen. Die Solarpflicht für gewerbliche Bauten gilt seit 1. Januar 2024, bei Neubauten von Wohngebäuden soll die Pflicht erst ab 2025 greifen.

Schleswig-Holstein handhabt die Solarpflicht wieder anders und setzt auf eine Regelung, in der die Installation von Solaranlagen bei einem Neubau und bei einer Renovierung von mehr als zehn Prozent der Dachfläche von allen Nichtwohngebäuden seit 2023 vorgeschrieben ist. Private Bauherren werden sowohl bei Neubau als auch bei der Sanierung eines bestehenden Daches ab 2025 in die Pflicht genommen.

In Berlin besteht seit 2023 eine Solarpflicht für Neubauten und bei grundlegenden Dachsanierungen. Die Solarpflicht ist auch bei einer Installation von Solarthermieanlagen erfüllt.

In Hamburg gilt eine ähnliche Regelung. Seit Anfang 2023 besteht eine Pflicht zur Installation von Photovoltaik bei Neubauten. Bestandsgebäude sind seit Januar 2024 betroffen.

In Rheinland-Pfalz gilt die Solarpflicht seit Januar 2023 für Gewerbeimmobilien und überdachte Parkplätze ab 50 Stellplätzen. Für Privatbauten ist derzeit keine Solarpflicht geplant.

In Niedersachsen gilt seit Anfang 2023 eine Solarpflicht nur für Nichtwohngebäude. Für private Wohngebäude ist ein Startdatum 1. Januar 2025 in Planung.

In Bayern gilt seit Mitte 2023 eine Solarpflicht für neue Gewerbeimmobilien und Nichtwohngebäude. Bei deren Dachsanierung greift die Pflicht ab 2025. Bei Neubauten von Wohngebäuden macht Bayern derzeit einen Rückzieher.

Für Hessen gilt seit 2022 die Solarpflicht lediglich für neugebaute, überdachte Parkplätze mit mehr als 50 Stellplätzen. Für private Immobilien ist keine Solaranlagen-Pflicht in Planung.

Bremen zieht jetzt nach: Ab Juli 2024 müssen sanierte Hausdächer mit einer Solaranlage ausgestattet werden. Bei Neubauten bleibt 12 Monate mehr Zeit.

TIPP

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Wann kommt die bundesweite Solarpflicht?

Die Einführung der Solarpflicht ist im Koalitionsvertrag der Ampelregierung festgeschrieben. Sie soll aber nicht nur dem Klimaschutz dienen, sondern nach Wunsch von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) auch als Konjunkturprogramm für den Mittelstand und die Handwerksbranche verstanden werden. In welcher Form und wann genau eine bundesweite Solarpflicht kommt, ist nach wie vor unklar. Das Potenzial für einen erheblichen Ausbau der Photovoltaik ist jedenfalls gegeben. Laut einer Studie des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme ISE stehen in Deutschland 40 Millionen Gebäude, die ein Potenzial von 1000 GWpeak bieten. (zur besseren Einordung: Derzeit sind rund 75 GWp installiert)

Wird die Umsetzung der Solarpflicht finanziell gefördert?

Bei vielen besteht die Sorge, dass die Einführung einer umfassenden Solarpflicht viele Menschen in Deutschland vor enorme Herausforderungen stellen würde. Um die finanzielle Belastung gering zu halten, denkt die Regierung bereits laut darüber nach, die Einführung der Solarpflicht mit finanziellen Anreizen zu verbinden. So sollen Investitionen in PV-Anlagen bezahlbarer und attraktiver werden. Aber auch hier sind noch keine Details bekannt und so bleibt abzuwarten, in welcher Form die Solarpflicht eines Tages bundesweit eingeführt wird. Wir halten Sie an dieser Stelle gerne auf dem Laufenden!

Photovoltaik Inselanlage auf einer Hütte in den Bergen © Kalle Kolodziej, stock.adobe.com
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