Solarpflicht – die wichtigsten Infos auf einen Blick
„Pflicht“ ist nicht unbedingt ein schönes Wort. Wenn es darum geht, bei Neubauten oder neuen Dächern eine Photovoltaikanlage zu installieren, macht die Solarpflicht aber durchaus Sinn. Am stärksten im Fokus stehen ohnehin die öffentlichen und gewerblichen Gebäude und Anlagen. Wir zeigen, wie es dort und bei den privaten Immobilien um die Solaranlagen-Pflicht steht und klären über die unterschiedlichen Regelungen in den einzelnen Bundesländern auf.
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Welche Idee steckt hinter der Solarpflicht?
Ein Spaziergang durch eine beliebige deutsche Stadt zeigt – Solarpanel und PV-Anlagen sind auf immer mehr Dächern verbaut. Solarenergie liegt wieder voll im Trend. Und das ist auch kein Wunder. Eine eigene Solaranlage verspricht mehr Unabhängigkeit von den Preisvorgaben großer Energieerzeuger. Neben steigenden Kosten für Gas und Öl bringt uns auch der Klimawandel im wahrsten Sinne des Wortes ganz schön ins Schwitzen. Die Regierung will deshalb verstärkt in den Ausbau regenerativer Energien investieren und auch die Bürger selbst sollen den fossilen Brennstoffen abschwören. Damit dabei möglichst wenig wertvolle Zeit verlorengeht, soll eine Solarpflicht den Ausbau der Solarenergie fordern und fördern.
Solarenergie in Deutschland: Zahlen und Fakten im Überblick
Neben China, den USA und Japan gehört Deutschland mittlerweile zu den führenden Staaten bei der Nutzung von Solaranergie zur Stromerzeugung. Mitte 2023 waren in Deutschland Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von rund 70,6 Gigawatt verbaut. Südliche Bundesländer wie Bayern und Baden-Württemberg haben dabei die mit Abstand größten Kapazitäten und wollen das Potenzial der Sonnenergie entsprechend für sich nutzen. Im Jahr 2023 wurden ca. 60 Terawattstunden Strom durch Photovoltaik produziert. Das sind stolze 12 Prozent des durch Erneuerbare Energien erzeugten Stroms (zweitgrößter Anteil nach Windkraft). Das Ziel der Solarpflicht ist, die Photovoltaik noch weiter nach vorne zu bringen. (Quelle: Statista und Fraunhofer ISE)
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Wie akut ist die Einführung einer Solaranlagen-Pflicht?
Die Solarpflicht ist nichts anderes als eine gesetzliche Vorgabe zum Installieren einer Solaranlage (Photovoltaik oder Solarthermie) bei Neubau und Dachsanierung. Entgegen einer weit verbreiteten Meinung sind bestehende, intakte Dächer keineswegs nachzurüsten. Was häufig auch nicht beachtet wird: Die Solarpflicht betrifft zunächst einmal fast ausschließlich öffentliche und gewerbliche Bauvorhaben. Private Bauherren werden erst im zweiten Schritt in die Pflicht genommen. Diesen zweiten Schritt sind einige Bundesländer allerdings bereits gegangen. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick, wie die Lage in den einzelnen Bundesländern aussieht. Zur besseren Übersicht werden die drei bereits angesprochenen Geltungsbereich unterschieden: Nichtwohngebäude, Wohngebäude und Dachsanierungen.
Tabelle: Überblick über Solaranlagenpflichten in deutschen Bundesländern Stand: Januar 2024
In welchen Bundesländern ist die Solarpflicht bereits wirksam?
Für eine bundesweite Umsetzung ist es interessant, zu analysieren, wie die Solarpflicht in einzelnen Bundesländern eingeführt, umgesetzt und von den Bürgern aufgenommen wird. In Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen wurde sie für Parkplätze bereits 2022 eingeführt, in den neuen Bundesländern und im Saarland ist man allenfalls bereit, über diesen Schritt zu diskutieren. In den anderen Regionen gelten sehr unterschiedliche Regelungen und Termine. Und so wird die Solaranlagen-Pflicht in den 16 Bundesländern gehandhabt:
In Baden-Württemberg etwa gilt seit dem 1. Januar 2022 die Pflicht zur Installation von PV-Anlagen auf Dächern. Dies betraf zunächst nur Nicht-Wohngebäude wie Firmendächer oder Parkplätze – seit Mai 2022 sind aber auch private Bauherren von der Solarpflicht betroffen. Sie müssen PV-Anlagen auf Neubauten installieren. Seit 01.01.2023 müssen auch bei Dachsanierungen PV-Anlagen installiert werden. Mit diesem Vorstoß möchte Baden-Württemberg bereits bis zum Jahr 2040 klimaneutral sein – vier Jahre früher als der Bund.
In NRW ist die Solarpflicht zunächst auf geeignete Parkflächen mit mehr als 35 überdachten Stellflächen bei Nichtwohngebäuden beschränkt. Eine Ausnahme ist die Stadt Bonn. Denn die Gemeinde möchte eine Vorreiterrolle übernehmen und hat die Solarpflicht bereits im September 2021 eingeführt. Die Pflicht betrifft alle städtebaulichen Vorhaben. Außerdem fördert die Stadt die Installation von Solaranlagen auf bereits bestehenden privaten Eigenheimen. Die Solarpflicht für gewerbliche Bauten gilt seit 1. Januar 2024, bei Neubauten von Wohngebäuden soll die Pflicht erst ab 2025 greifen.
Schleswig-Holstein handhabt die Solarpflicht wieder anders und setzt auf eine Regelung, in der die Installation von Solaranlagen bei einem Neubau und bei einer Renovierung von mehr als zehn Prozent der Dachfläche von allen Nichtwohngebäuden seit 2023 vorgeschrieben ist. Private Bauherren werden sowohl bei Neubau als auch bei der Sanierung eines bestehenden Daches ab 2025 in die Pflicht genommen.
In Berlin besteht seit 2023 eine Solarpflicht für Neubauten und bei grundlegenden Dachsanierungen. Die Solarpflicht ist auch bei einer Installation von Solarthermieanlagen erfüllt.
In Hamburg gilt eine ähnliche Regelung. Seit Anfang 2023 besteht eine Pflicht zur Installation von Photovoltaik bei Neubauten. Bestandsgebäude sind seit Januar 2024 betroffen.
In Rheinland-Pfalz gilt die Solarpflicht seit Januar 2023 für Gewerbeimmobilien und überdachte Parkplätze ab 50 Stellplätzen. Für Privatbauten ist derzeit keine Solarpflicht geplant.
In Niedersachsen gilt seit Anfang 2023 eine Solarpflicht nur für Nichtwohngebäude. Für private Wohngebäude ist ein Startdatum 1. Januar 2025 in Planung.
In Bayern gilt seit Mitte 2023 eine Solarpflicht für neue Gewerbeimmobilien und Nichtwohngebäude. Bei deren Dachsanierung greift die Pflicht ab 2025. Bei Neubauten von Wohngebäuden macht Bayern derzeit einen Rückzieher.
Für Hessen gilt seit 2022 die Solarpflicht lediglich für neugebaute, überdachte Parkplätze mit mehr als 50 Stellplätzen. Für private Immobilien ist keine Solaranlagen-Pflicht in Planung.
Bremen zieht jetzt nach: Ab Juli 2024 müssen sanierte Hausdächer mit einer Solaranlage ausgestattet werden. Bei Neubauten bleibt 12 Monate mehr Zeit.
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Wann kommt die bundesweite Solarpflicht?
Die Einführung der Solarpflicht ist im Koalitionsvertrag der Ampelregierung festgeschrieben. Sie soll aber nicht nur dem Klimaschutz dienen, sondern nach Wunsch von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) auch als Konjunkturprogramm für den Mittelstand und die Handwerksbranche verstanden werden. In welcher Form und wann genau eine bundesweite Solarpflicht kommt, ist nach wie vor unklar. Das Potenzial für einen erheblichen Ausbau der Photovoltaik ist jedenfalls gegeben. Laut einer Studie des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme ISE stehen in Deutschland 40 Millionen Gebäude, die ein Potenzial von 1000 GWpeak bieten. (zur besseren Einordung: Derzeit sind rund 75 GWp installiert)
Wird die Umsetzung der Solarpflicht finanziell gefördert?
Bei vielen besteht die Sorge, dass die Einführung einer umfassenden Solarpflicht viele Menschen in Deutschland vor enorme Herausforderungen stellen würde. Um die finanzielle Belastung gering zu halten, denkt die Regierung bereits laut darüber nach, die Einführung der Solarpflicht mit finanziellen Anreizen zu verbinden. So sollen Investitionen in PV-Anlagen bezahlbarer und attraktiver werden. Aber auch hier sind noch keine Details bekannt und so bleibt abzuwarten, in welcher Form die Solarpflicht eines Tages bundesweit eingeführt wird. Wir halten Sie an dieser Stelle gerne auf dem Laufenden!
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