Lebensdauer und Leistungsverlust von Solarthermieanlagen
Die von den Herstellern gewährte Garantiezeit spiegelt die Lebenszeit einer Solarthermieanlage nicht 1:1 wider. Diese ist nämlich in der Regel deutlich länger. Richtig ist, dass sich im Laufe der Jahre einige Leistungsverluste einstellen. Richtig ist aber auch, dass die Kollektoren oft noch viele Jahre nach der erwarteten Lebensdauer genügend Energie liefern, um effektiv das Trinkwasser zu erwärmen und/oder die Heizung zu unterstützen. Wir setzen die Erfahrungswerte zur Lebensdauer in Relation zu den Herstellergarantien der einzelnen Komponenten. Außerdem decken wir die Gründe für die Alterungsprozesse auf und zeigen, wie man Leistungsverluste minimiert.
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Solarthermieanlagen: Herstellergarantie vs. tatsächliche Lebensdauer
Die Garantiedauer auf Solarthermieanlagen ist fast erschreckend kurz. Buderus gewährt beispielsweise auf Solarkollektoren und Wärmespeicher 5 Jahre, auf Wärmetauscher 10 Jahre. Ähnlich sieht es bei Rotex, Vaillant und Vissmann aus. TWL haftet immerhin 10 Jahre bei Solarkollektoren, bei Speichern aber ebenfalls nur 5 Jahre. Es ist also Vorsicht geboten, wenn die angegebene Herstellergarantie wesentlich darüber liegt. In diesem Fall sollten Sie das Kleingedruckte genauestens studieren!
Das heißt aber nicht, dass eine Solarthermieanlage nach 5 Jahren das Ende ihrer Lebenszeit erreicht hat. Zum Glück, denn dann würde sie sich niemals amortisieren. Selbst ältere Schätzungen, die noch eine mittlere Lebensdauer von 20 Jahren angaben, gelten mittlerweile als überholt. Bereits 2018 schlug die AGEE-Stat (Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien-Statistik) im Bundeswirtschaftsministerium vor, eine im Mittel 25-jährige Lebensdauer von Solarthermie-Anlagen anzunehmen. Dies kommt auch internationalen Einschätzungen wesentlich näher: Österreich und die Schweiz gehen seit Längerem von 25 Jahren aus, Dänemark sogar von 30 Jahren Solarthermie-Lebensdauer.
Doch warum halten sich die Hersteller mit ihren Versprechen so zurück? Mit der Garantie stehen sie dafür gerade, dass ein Produkt bis zum Ende der gewährten Garantiezeit frei von Sachmängeln ist, also ohne Abstriche seinen Dienst verrichtet. Tatsächlich steht der langen Lebensdauer ein im Laufe der Jahre einsetzender Leistungsverlust gegenüber. Er sollte aber nicht dramatisiert werden. Studien haben gezeigt, dass die Leistungseinbußen sehr moderat ausfallen:
- Das Nationallabor für Energie und Geologie in Lissabon ermittelte den Leistungsverlust von drei unterschiedlichen Arten von Flachkollektoren an zwei Standorten über zwei Jahre. Im Schnitt büßten die Anlagen zirka 0,6 Prozent pro Jahr an Performance ein. Die Werte schwankten ziemlich stark; eine Anlage zeigte am Ende sogar eine bessere Leistungskurve.
- Messdaten einer Solarthermieanlage in Texas zeigten, dass die 1982 installierte Anlage nach 22 Jahren noch Warmwasser lieferte, wenn auch mit verminderter Leistung.
- Eine 2002 bis 2009 durchgeführte Studie der Universitäten Lund (Schweden) und Lyngby (Dänemark) ergab sogar eine Leistungssteigerung einer zu diesem Zeitpunkt bereits über 20 Jahre alten, zwischenzeitlich technisch verbesserten Solarthermieanlage.
Leistungsverluste bei Solarkollektoren
Solarthermie-Kollektoren sind allerlei Einflüssen ausgesetzt: Witterung, Feuchtigkeit und Temperaturschwankungen führen unweigerlich zur Alterung der einzelnen Elemente:
- Bei hohen Temperaturen finden im Absorber Oxidationsprozesse statt. Diese senken die Absorptionsfähigkeit des Bauteils.
- Verschmutzungen und Trübungen der Glasscheibe reduzieren zusätzlich den Wirkungsgrad.
- Bei indirekt durchströmten Vakuumröhrenkollektoren (Heatpipes) können die Glasröhren an den Übergängen von Glas zu Metall mit der Zeit ihr Vakuum verlieren. Das senkt die Gesamtleistung der Anlage erheblich.
- Versagen die Dichtungen oder sind die Belüftungsöffnungen zu klein, bildet sich Kondenswasser an der Glasscheibe und an den Rohren. Tritt das Problem sehr häufig auf, beschädigt die Feuchtigkeit die Oberfläche des Absorbers.
Lebensdauer der Solarthermie-Systemkomponenten
Die Regelungselemente der Solarthermieanlage wie Solarpumpe, Sicherheitsventil, Schwerkraftbremse und Solarregler sind oft in einer kompakten Solarstation integriert und von einem Gehäuse geschützt. Dennoch sind auch sie Verschleiß ausgesetzt.
In der Regel beträgt die Lebensdauer von Solarkreispumpen 15 bis 20 Jahre. Die übliche Herstellergarantie von 5 Jahren schließt aber auch ein früheres Versagen nicht aus. Um Betriebskosten zu sparen, lohnt es sich zudem immer, veraltete Pumpen auszutauschen. Moderne Solarpumpen verbrauchen lediglich 20 bis 30 Watt und sind ab 200 Euro zu haben.
Die ordnungsgemäße Funktion eines Solarreglers wird selten für mehr als 2 Jahre garantiert. Das ist allerdings ausgesprochen wenig. Wer auf gute Qualität achtet, kann durchaus 10 bis 15 Jahre Freude an der Anschaffung haben. Eine schlecht funktionierende Solarregelung erkennt man an zu hohen Temperaturen im Speicher oder an einem zu hohen Druck in den Rohren. Aus diesem Grund lohnt sich eine jährliche Überprüfung der Sensoren und der anderen Elemente – auch wenn der Gesetzgeber keine regelmäßige Wartung vorschreibt.
Alterungsprozess bei der Solarflüssigkeit
Die Kollektoren erzeugen im Sommer, und dann während der Mittagsstunden, ganz besonders viel Wärme. Nicht alles davon kann vom Speicher abgenommen werden. Die Folge: Die Solarflüssigkeit stagniert, erreicht Temperaturen von über 160 Grad Celsius und verdampft. Das ist an sich kein Problem, da das Ausdehnungsgefäß normalerweise genau auf dieses Ereignis dimensioniert ist. Allerdings beschleunigen hohe Temperaturen die Degradation des Solarfluids.
Zerfällt das Wasser-Propylenglykol-Gemisch, erhöht sich unter Umständen die Frostschutzgrenze. Dann kann die Solarflüssigkeit im Winter gefrieren und die Rohre beschädigen. Selbst wenn dieser Extremfall nicht auftritt, verringern Ablagerungen in den Rohren den Durchfluss und verschlechtern so den Wirkungsgrad der Anlage. Im schlimmsten Fall kann zersetzte Solarflüssigkeit sogar Korrosion verursachen.
Daher sollten Sie mindestens einmal jährlich eine Flüssigkeitsprobe entnehmen. In der Regel ist ein Wechsel alle 10 bis 12 Jahre fällig, kann aber bereits früher notwendig sein.
Anzeichen für eine Degradation der Solarflüssigkeit sind:
- eine braune Verfärbung oder sonstige Trübungen
- ein pH-Wert unter 7 (mit einem gewöhnlichen pH-Indikator leicht zu bestimmen)
- ein unangenehmer, beißender Ammoniakgeruch.
Leistungsverlust der Solarthermieanlage minimieren
Die Degradation einer Anlage lässt sich nie komplett aufhalten. Mit einigen Maßnahmen können Sie jedoch die Alterserscheinungen hinauszögern – oder zumindest das Beste aus der Solarthermieanlage herausholen:
- Achten Sie insbesondere bei heizungsunterstützenden Solarthermieanlagen darauf, dass das Aufdehnungsgefäß ausreichend dimensioniert
- Prüfen Sie mindestens einmal im Jahr, ob Druck- und Temperaturmesser ordnungsgemäß funktionieren.
- Halten Sie die Glasabdeckungen frei von Verschmutzungen.
- Befüllen Sie die Rohre nur mit hochwertiger Solarflüssigkeit.
- Schließen Sie eventuelle Automatiklüfter nach der Befüllung, um Luft in der Anlage zu vermeiden.
Sollte sich dennoch Luft in der Anlage angesammelt haben, wird eine Entlüftung erforderlich. Wie Sie diese vornehmen, verrät unser Beitrag Solarthermieanlage entlüften. Gewusst wie, ist auch das Auswechseln der Solarflüssigkeit keine Zauberei.
TIPP
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Sinn und Zweck einer Anlagenüberwachung
Die Hauptaufgabe des Solarreglers ist die Steuerung der Solarpumpe. Der Regler überwacht die Ist- und Sollwerte der Temperatur in den Kollektoren und im Wärmespeicher und veranlasst die Pumpe, sich zum richtigen Zeitpunkt ein- und auszuschalten. Daneben können Solarregler z.B. die Betriebsstunden der Anlage zählen oder den Anlagenzustand mit sämtlichen Parametern protokollieren. So ist es leicht, mögliche Störungen und Fehlerquellen schnell zu bemerken – und auszuräumen.
Besonders praktisch ist die Anlagenüberwachung aus der Ferne. Ist ein Solarregler mit einer Fernüberwachungsfunktion ausgestattet, wird die Diagnose via Internet auf einem stationären oder mobilen Gerät ablesbar. So bleiben die Anzeichen für drohende Ertragseinbußen noch seltener unbemerkt.
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